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04. Oktober 2025 - Licht aus per Verordnung – die «Smart City» St. Gallen testet die Grenzen 1

Licht aus per Verordnung – die «Smart City» St. Gallen testet die Grenzen

Licht aus per Verordnung – die «Smart City» St. Gallen testet die Grenzen
Die Stadt St. Gallen will die Lichtverschmutzung radikal eindämmen – mit strengen Vorschriften, Bußen und einem Reglement, das tief ins Privat- und Geschäftsleben eingreift. Kritiker warnen vor einer tristen, unsicheren Stadt und fragen: Muss der Kampf gegen Lichtverschmutzung wirklich so aussehen? – ein Kommentar von Patrick Jetzer von Aufrecht St. Gallen

Wissen Sie was Lichttemperatur ist? Wissen Sie, wie Sie eine «Himmelbeleuchtung von 0 %» einstellen müssen? Geht es nach der städtischen Politik im schönen St. Gallen, machen Sie sich bald strafbar, wenn sie es nicht wissen, und erhalten Ordnungsbussen, begleitet von schriftlichen Anweisungen, denen Sie Folge zu leisten haben – wenn Sie denn herausfinden wie.

Worum geht es?

Es geht um Lichtemissionen in der Nacht. Unbestritten ist, dass es sicherlich zu viel und vermeidbares Licht gibt. Doch was Stadtrat und Parlamentsmehrheit der Stadt St. Gallen vorlegen, schießt jedoch weit über das Ziel hinaus.

Weshalb sollte Sie interessieren, was St. Gallen macht? Die Stadt St. Gallen ist eine «Smart-City» und dieses Konzept treibt weltweit seine Blüten in unterschiedlichster Ausprägung, deshalb ist es ratsam sich die «Projekte» in seiner Wohnstadt einmal genauer anzuschauen.

Die Städte hätten die Möglichkeit in puncto Lichtemissionen beispielhaft voranzugehen und erst einmal mit Lichtreduktionen und Ausschaltzeiten Erfahrungen zu sammeln und diese zu evaluieren. Die positiven Ergebnisse könnten dann mit Wirtschaft und Gewerbe besprochen und Vereinbarungen getroffen werden, weitere Lichtemissionen zu reduzieren. Als dritter Schritt könnte die Bevölkerung eingebunden werden, um mit einfachen und verständlichen Maßnahmen ihren Beitrag zur Reduktion der Lichtemissionen zu leisten. Mit etwas gutem Willen wäre das Ganze sogar ohne Reglemente, Gesetze und Bußen umsetzbar.

Mit Kanonen auf Spatzen ...

schießt jedoch die Vorlage der Stadt St. Gallen mit dem «Vollzugsreglement zum Immissionsschutzreglement».

Private müssen lernen, was Lichttemperatur ist, welche Leuchten und Winkel an Hauseingängen, Balkonen und Gärten zu welchen Zeiten erlaubt sind.

Gewerbe und Wirtschaft müssen umfangreiche Änderungen an ihren Gebäudebeleuchtungen vornehmen. Schaufensterbeleuchtungen werden empfindlich eingeschränkt, ebenso Innenbeleuchtung mit Außenwirkung. Leuchtkästen und Leuchtschriftzüge dürfen kein farbiges Licht ausstrahlen, praktisch alle entsprechenden Leuchten enthalten farbiges Licht! Viele weitere Details sind aufwändigst umzusetzen und abzuändern. Das Ganze dürfte der Stadt dann eine ziemlich triste Erscheinung bescheren.

Öffentlichkeit: Straßen und Gehwege werden dunkel. Da keine Erfahrungen gesammelt wurden, werden Unfälle von Fahrrädern, E-Scootern, Fußgängern auf unebenen Wegen, Pflastersteinen oder Treppen in Kauf genommen. Wie sich die Sache ingesamt hinsichtlich Kriminalität, Überfällen oder auch nur des subjektiven Sicherheitsgefühls auswirkt, scheint auch keine Rolle zu spielen. Das Gesetz soll, geht es nach Stadtrat und Parlamentsmehrheit, einfach angewendet werden.

Alle müssen diverse Leuchten in funktionierendem Zustand ersetzen. Reserveleuchten, welche nicht im Innenbereich verwendet werden können, müssen entsorgt werden.

Die Uhr tickt!

Bis zum 31. Oktober wird Ihnen ein Mitwirkungsrecht eingeräumt. Meist hat dieses Mitwirken wenig Einfluss, weshalb es wichtig ist, dass sich wirklich viele Bewohner der Stadt sich miteinbringen. Und wer nicht in St. Gallen wohnt, sollte sich auf alle Fälle schlau machen, was in der eigenen Stadt oder Gemeinde in diese Richtung geplant ist.

Wird dieses Reglement nicht deutlich entschärft, verbleibt noch das Referendum.

Was meinen Sie, werte Bewohner der Stadt St. Gallen? Und wer außerhalb St. Gallens hat am eigenen Wohnort schon Ähnliches erfahren und wie sind die Bürger Ihrer Gemeinde, Ihrer Stadt damit umgegangen? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen.

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