Manufakturen. Bis dahin wurden Güter in Manufakturen hergestellt. Wer das Landesmuseum besucht, kann sich heute noch von der hohen Qualität der damaligen Erzeugnisse überzeugen. Ein Geselle musste bis zu sieben Jahre lernen, bis er seinen Gesellenbrief erhielt. Danach ging es mehrere Jahre auf Wanderschaft, bevor er einen Betrieb eröffnen durfte.
Die Geburt des Arbeiters. Während der Aufklärung kam man auf die Idee, komplizierte Herstellungsprozesse in einfache Produktionsschritte zu unterteilen. Ein qualifizierter Handwerker war nicht mehr nötig. Ungelernte, sogar Kinder, konnten in der Produktion eingesetzt werden. Das funktionierte nur, wenn man die Menschen wie Roboter in einer stinkende Halle zusammenpferchte, die man Fabrik nannte. Aufseher sorgten mit Schlagstöcken dafür, das keiner zu langsam arbeitete. Der Arbeiter war geboren und mit ihm der Patron, der Fabrikbesitzer.
Maschinensturm. Manufakturen konnten mit billiger Schundware nicht mithalten. Gesellen verdingten sich als Arbeiter, sofern sie überhaupt eine kümmerliche Beschäftigung fanden. Viele wanderten aus und halfen mit ihren Fähigkeiten, neue Nationen aufzubauen. Verzweifelte versuchten sie sich als Terroristen, zerstörten Maschinen oder zündeten Fabrikhallen an. Die Regierung musste die Armee aufbieten und nicht wenige dieser Maschinenstürmer endeten am Galgen.
Das grosse Elend. Das Elend vergrößerte sich, als immer mehr Maschinen entwickelt wurden. Zwar gab es nun Arbeitsplätze in den Fabriken, doch glichen sie nie den Beschäftigungsrückgang in den Manufakturen aus. Zumindest kriegerisch erlebte Europa das ruhigste Zeitalter seiner Geschichte. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege bis zum Krimkrieg 1853 herrschte Frieden in Europa. Dieser vergrößerte jedoch nicht den Wohlstand der Bevölkerung. Es bildete sich die neue Klasse der Kapitalisten, während die Bevölkerung verarmte.
Billige Arbeit statt Innovation. Die Maschinenstürmer (Luddites) von 1812 wurden damals als Ewiggestrige in den Medien dargestellt. Bis heute lebt dieses Bild in den Köpfen fort. Doch das trifft nicht zu. Fabrikanten sind vor allem daran interessiert, Arbeit billiger zu machen. Produkte besser und damit langlebiger zu machen, ist niemals die Absicht des Kapitals. Im Gegenteil, die Produkte müssen nach kurzer Zeit wieder verschwinden, damit Neues gekauft wird. Das erreicht man mit geplanter Obsoleszenz, etwas leistungsfähigerer Hardware oder mit geschicktem Marketing.
BigTech verarmt die Bevölkerung. «Uns geht es gut», denken viele. Die meisten Menschen verbringen beruflich wie privat den ganzen Tag an einem digitalen Endgerät oder sitzen an einer Scannerkasse. Sie liefern Pizzas, füllen Formulare an Bildschirmen aus oder versuchen sich als Uberfahrer. Das Realeinkommen der Bevölkerung sinkt seit Jahrzehnten und damit sie es nicht merken, werden sie mit Billigware aus China versorgt. Natürlich geht der Schund nach zwei Jahren kaputt und der Zusteller von Amazon kann ein neues liefern. Alles paletti, das Hamsterrad dreht sinnlos wie gewohnt.
Was halten Sie, lieber Leser, liebe Leserin, von BigTech – früher und heute? Und was ist Ihre Meinung, wie das Hamsterrad zu stoppen ist? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
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