Der Wahrheit verpflichtet
20. Mai 2025 - Patrick Jetzer

Der innere Frieden der Schweiz ist in Gefahr!

Patrick Jetzer
Die Schweiz gilt seit über einem Jahrhundert als Vorbild für inneren Frieden, doch dieser fragile Zustand steht auf der Kippe. Während der historischen Entwicklungen, die zur Gründung des Bundesstaates führten, zeigte sich, dass die Prinzipien der Subsidiarität und der Selbstbestimmung entscheidend für den Zusammenhalt sind. Aktuelle Tendenzen, die Rechte von Gemeinden und Kantonen zugunsten des Bundes zu beschneiden, werfen Fragen auf: Ist das Schweizer Volk sich der Konsequenzen seiner Entscheidungen bewusst? – Ein Kommentar von Autor und Unternehmer Patrick Jetzer

Seit über hundert Jahren ist die Schweiz ein Beispiel für den inneren Frieden. In der Nachkriegsordnung des 1. Weltkriegs wurde die Schweiz für viele neu entstandene Staaten in Europa zum Vorbild. Die Unterdrückung von Minderheiten vielerorts trug dennoch zur Eskalation in den 2. Weltkrieg bei.

Sind die Schweizer einfach vernünftigere und friedfertigere Menschen?

Mit Sicherheit kann dies nicht aufgrund der Schweizer DNA erklärt werden, schließlich verdingten sich die Schweizer im Mittelalter als Söldner– wie bereits vor dem Rütlischwur die Helvetier.

 

 

Die Schweiz war ein Staatenbund, ähnlich der EU

Der heute zur Gründung des Bundesstaates verklärte Sonderbundskrieg, war ein Krieg, welcher souveräne Staaten in einen Bundesstaat hinein zwang. Direkte Parallele zur heutigen EU sind die Bestrebungen, das Prinzip der Einstimmigkeit aufzuheben. Kennzeichen eines souveränen Staates sind die eigenständige Außenpolitik sowie das Führen einer Armee – und genau diese gingen in den Bund über. Der Leser vergleiche heutige Bestrebungen der EU in diese Richtung.

Die Genfer Unruhen von 1932

Der Unterschied zwischen einem Bundesstaat und einem Staatenbund zeigt sich im Einsatz der Armee gegen die Bevölkerung in einem Kanton (hier Genf). In Genf kam es zu Unruhen, denen nicht mittels Genfer Kräfte, sondern mit einer Lausanner Infanterieeinheit begegnet wurde. Die blutige Eskalation ist dem Einsatz unerfahrener Rekruten in der 6. Dienstwoche geschuldet. Im Anschluss hielt ein Walliser Regiment die Ordnung aufrecht. Man beachte: während der Unruhen von 1932 war der Sonderbundskrieg von 1847 – Genf und Wallis waren zu jener Zeit vor 85 Jahren Gegner – in etwa so präsent, wie heutzutage der 2. Weltkrieg.

Weshalb funktioniert der innere Frieden in der Schweiz dennoch?

Die Schweiz gab sich das Prinzip der Subsidiarität. Dies ist elementar entscheidend! Es bedeutet, dass Entscheidungen auf der tiefstmöglichen Ebene erfolgen. Ein – nur scheinbar – anderes Prinzip ist der Föderalismus und die Gemeindeautonomie. Auch mit diesen Prinzipien werden die Entscheide auf unterer Ebene gefällt. Was sich hierin verbirgt, ist das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker (Völkerrecht). Sprachen, Kulturen, Werte, Religionen, Eigenheiten, sprich UNTERSCHIEDE werden respektiert, toleriert und gar als Bereicherung empfunden und geschützt.

Der innere Frieden der Schweiz ist in Gefahr!

Die Entwicklungen der letzten Jahre schalten jedoch diese Friedensprinzipien aus. Von den Gemeinden werden immer mehr Rechte an die Kantone und von den Kantonen immer mehr an den Bund abgetreten. Dies geschieht nicht selten per Volksentscheid. Ein Volk, welches sich offenbar nicht bewusst ist, über was es abstimmt oder welche Konsequenzen seine Entscheide haben. Man denke hier an die Empörung in St. Gallen, als die Gemeinden «plötzlich» feststellten, dass sie beim Bau von Windparks nichts mehr zu melden haben.

Der Bundesrat verfügte Ende April, dass für die anstehenden bilateralen Verträge das Mehr der Kantone (Ständemehr) nicht erforderlich sei, das Volksmehr sei ausreichend. Man argumentiert dann noch mit der Demokratie. Wenn die Demokratie jedoch dazu missbraucht wird, Minderheiten zu unterdrücken, können wir am Beispiel anderer Länder beobachten, wohin das führt. Stellvertretend seien hier die Kurden, die Palästinenser und die IRA genannt – an welche sich die älteren unter uns sicher noch erinnern können.

Halten wir fest an den Friedensprinzipien: Subsidiarität, Föderalismus, Gemeindeautonomie.

Denn auch die Schweiz hat keine Garantie auf den inneren Frieden!

 

Lieber Leser, liebe Leserin, denken Sie auch wie unser Kommentator, dass das Schweizer Volk sich seiner Verantwortung nicht mehr bewusst ist und so den inneren Frieden gefährdet? Oder haben Sie hier eine ganz andere Ansicht? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

© Bild: Nightcafé (KI)

 

Kommentator Patrick Jetzer war schon zweimal Gast im HOCH2-Studio – hier können Sie sich die Videos anschauen:

Patrick Jetzer: «Ein neues Volk kann auch ohne eigenes Territorium entstehen»

Stände- und Nationalratskandidat Patrick Jetzer: «Die aktuelle Politik ist Gratiswerbung für Aufrecht»

Buch «Der Staat» von Patrick Jetzer

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