Plötzlich war es so weit. Ich erhielt ein E-Mail von der Redaktion, das mich bat, in Zukunft meine Texte auf ein KI-Tool hochzuladen. Dieses Tool überarbeitet den Text automatisch, fasst ihn zusammen und veröffentlicht ihn. Meine Lektorin war über Nacht verschwunden.
Im ersten Moment war die Umstellung unkompliziert. Statt des überladenen MS Word konnte ich nun meine Texte in einem Markdown-Editor schreiben, was mir sogar noch zusagte.
Doch dann schlichen sich mir Zweifel ein ...
Wenn der Prozess ohne menschliches Zutun funktioniert, wer kontrolliert die Beiträge? Wer achtet darauf, dass die Texte zum Medium passen? Wer achtet darauf, dass der Inhalt nicht belanglos ist?
Wie lange dauert es, bis ein Autor irgendwelchen KI-Stuss hochlädt und es dann als eigenen Artikel ausgibt, während man sich selbst stundenlang mit dem Text abmüht?
Irgendwann merkt das der Leser. Doch statt den Halunken auszusortieren, wird der Leser sich einfach nicht mehr auf der Webseite blicken lassen.
Onlinemedien werden ohne ein Lektorat belanglos und beliebig. KI erleichtert hier nicht die Arbeit, sondern killt das Medium früher oder später. Natürlich werden alle Redaktionen behaupten, sie würden weiterhin streng auf die Qualitiät und den Inhalt achten, doch das ist Marketing. Sobald die Zuständigen sonstwo engagiert sind, lässt man es schleifen. Delegieren kann man die Arbeit nicht, das kostet zu viel Geld.
Da lobe ich mir die Redaktion von Frau - manchmal auch Herr - Castelberg, die tatsächlich noch alles genau durchlesen und gelegentlich auch konstruktiv kritisieren. Langfristig kann man so nur gewinnen.
Lieber Leser, teilen Sie die Ansicht unseres Kommentators bezüglich künstlicher Intelligenz und Journalismus? Oder sehen Sie es ganz anders? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
© Bild: Paul Siegenthal