Die Globalisierung ist vorbei. Das Geschrei um die Zölle ist groß. In Europa empfindet man die Politik Trumps als einen Dolchstoß. Der Mainstream, Experten des Weltuntergangs, sehen den Rückfall in die Agrargesellschaft. Die USA ordnen die Weltwirtschaft neu, sie haben keine Alternative. Es geht um ihre Existenz. Es geht auch um die Existenz Chinas.
Ohne Industrie keine Weltmacht. Eine leistungsfähige Industrie ist der Kern einer Weltmacht. Im Kriegsfall kann die Produktion auf Rüstungsgüter umgestellt werden. Der Ukrainekrieg zeigt, dass die USA dazu nicht mehr in der Lage sind. Die schönsten Waffen nützen nichts, wenn sie nicht in großen Mengen hergestellt werden können. Will die USA Hegemon bleiben, muss das Land wieder industrialisiert werden.
Wie? Ein kurzer Blick in die Vergangenheit der amerikanischen Politik ist nötig.
Bretton Woods. Nach dem 2. Weltkrieg boten die USA den Alliierten einen festen Wechselkurs zum goldgedeckten Dollar an. Zudem erhielten sie militärischen Schutz (NATO) und einen beschränkten Zugang zum US-Markt. Die Jahre des Wirtschaftswunders nannten es die Deutschen. Der Marktzugang führte zwar zu einem Abfluss von Dollars, dafür eröffneten sich auch neue Absatzmärkte für amerikanische Produkte. Die Nachfrage nach dem Dollar wurde jedoch so groß, dass die USA 1971 die Goldkonvertibilität aufheben mussten. Das System geriet in eine Krise.
Neoliberal World Order (Globalisierung), das goldene Zeitalter der Libertären. Präsident Reagan bot einen neuen Deal an: niedrige Zölle, freien Kapitalverkehr und flexible Wechselkurse.
Die Tore zu den USA standen sperrangelweit offen: ein riesiger Absatzmarkt und Zugang zum größten Kapitalmarkt. Die Welt ließ sich nicht zweimal bitten. China gelang auf Kosten der USA den Sprung vom Entwicklungsland zur Weltmacht. Für die EU wurde die USA zum größten Absatzmarkt. Umgekehrt behinderten die Handelspartner die Importe aus den USA mit Zöllen, Handelshemmnissen, versteckten Subventionen und Währungsmanipulationen. Die Amerikaner ließen es geschehen. Partner, die Geld in den USA verdienen, sind kooperativ.
Deindustrialisierung. Das BIP der USA wuchs weiter, doch statt in der Industrie, arbeiteten die Amerikaner nun bei Amazon und verteilten China-Ware. Das Geld wird in der Finanzwirtschaft verdient, das wenige reich und viele zu Schuldnern macht, statt zu Hausbesitzern. Die Industrie hat faktisch das Land verlassen, der Rust Belt ist zum Armenhaus der USA geworden.
Reindustrialisierung. Die USA haben heute ein Handelsdefizit von 1200 Milliarden US-Dollar pro Jahr (2024). Knapp 10 % der Bevölkerung arbeitet in der Industrie. Gelingt es den USA nicht, die Industrie wieder ins Land zu holen, scheiden sie als Weltmacht aus. Es geht also primär um das Überleben als Weltmacht. Die Schaffung von Jobs in der Industrie sind der populistische Teil des Deals.
Scott Bessent und Stephan Miran entwickelten einen Plan. Die Handelspartner sollen gezwungen werden, ihre Zölle und Handelshemmnisse auf das Niveau der USA zu senken. Kooperieren sie nicht, erhalten sie Strafzölle, die den Zugang zum amerikanischen Markt stark behindert.
Trump ging das nicht weit genug. Er erklärte eine ausgeglichene Handelsbilanz zum Ziel. Der Zoll solle die Hälfte des Handelsdefizits betragen. JD Vance legt sogar noch einen drauf.
Umsetzung der MAGA-Geoeconomics in 3 Phasen
Die Reindustrialisierung der USA hat begonnen. Die Welt kann sich dem nicht entziehen. Sie müssen einen Teil ihrer Arbeitsplätze und ihres Wohlstands an die USA zurückgeben. Trump ist gegenüber der EU in einer guten Position. Auf der einen Seite steht Russland, innenpolitisch herrscht Chaos. Jedes Ergebnis für die EU ist schlecht, kein Verhandlungsergebnis wäre eine Katastrophe.
Die EU ist nicht das primäre Problem Trumps. Eine echte Gefahr ist China. Fliegen sie aus dem amerikanischen Markt raus, hat das unabsehbare Konsequenzen für den Vielvölkerstaat. Eines ist sicher, Chinas Aufstieg ist zu Ende. Das ist auch für Putin keine gute Nachricht. Und das weiß auch Trump.
Es entsteht eine neue Weltordnung. Die Globalisierung ist vorbei.
Lieber Leser, liebe Leserin sehen Sie es auch so wie unser Kommentator, dass die Zeit der Globalisierung ein Ende hat? Oder haben Sie hier eine ganz andere Ansicht? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
© Bild: Paul Siegenthal
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Spannend. Die Analysen hier auf Hoch2 sind besser als in der NZZ.