Telegram mit einer Milliarde Nutzer ist der zweitgrößte Messengerdienst der Welt. Und bis vor Kurzem war es wohl auch der sinnvollste dieser Dienste, denn er hatte einige Vorteile: Chat-Gruppen wurden nicht überwacht wie bei Whatsapp. Es gab (und gibt bisher) keine infantilen Warnungen, wenn die Nachricht den Betreibern nicht passt. Der Dienst war werbefrei. Sofern das Programm von dieser Webseite heruntergeladen wurde, war der Nutzer sicher, nicht ausgeschnüffelt zu werden.
Bei Terrorismus oder schweren Verbrechen kooperierte Telegram schon immer mit den Behörden.
Neu reicht ein einfaches Strafverfahren damit Telegram Auskunft gibt. Die Meinungsfreiheit wird in Europa zunehmend eingeschränkt und strafrechtlich verfolgt. Ein falscher Kommentar über einen Politiker oder ein falsches Pronomen, und der Absender ist im Fadenkreuz der Strafverfolgung.
Monitoring-Team. Telegram wird ein Monitoring-Team aufstellen, das unerwünschte Gruppen blockiert. Erste Gruppen wurden aus dem Netz entfernt. Ein solches Team kostet Geld. Werbung ist eine Option. Jene, die kein Premium-Abo haben, sehen in den Chats bereits seit einigen Monaten Werbung.
Der Benutzer benötigt eine aktivierte SIM-Karte, um einen Account zu erstellen. Die (verschlüsselten) Nachrichten sind mit einer IP-Adresse versehen. Wer mit wem kommuniziert ist einsehbar.
Nutzer können ihre Spuren im Internet nicht verschleiern. Ein VPN-Service stellt Schnüfflern eine zusätzliche Hürde in den Weg. Die Telefonnummer als Identifikator bleibt allerdings.
Alternativen. Das vielgelobte Signal scheint unter den Fittichen der amerikanischen NSA (National Security Agency) zu sein. Experten loben Simplex als Alternative, doch auch dort wird eine Telefonnummer verlangt.
Telegram ist gefallen und eine Alternative gibt es nicht. Die meisten Nutzer haben keine Wahl und werden bleiben.
Bis der letzte Nutzer es begreift, wird es dauern. Im Internet gibt es weder Privatsphäre noch Sicherheit und es wird sie niemals geben. Und das gilt auch für Bankdaten.
Hisbollah dachte, die Lösung gefunden zu haben: den guten alten Pager. Er sendet nicht, er empfängt nur. Die Idee ist im Ansatz richtig.
Moment: da ist doch noch die gute alte Schreibmaschine ...
Was halten Sie, lieber Leser, liebe Leserin, vom Einknicken der Telegram-Spitze? Und sehen Sie gute Alternativen? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
© Foto: Paul Siegenthal
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Threema & TeleGuard sind gemäss meinem Informationsstand (noch) definitiv "Alternativen" - in Sachen Datenschutz sogar eindeutig um Klassen besser als alle anderen Social Messenger auf dem Markt.
Falls meine Aussage Ihrer Ansicht nach falsch sein sollte, bitte konkrete technische Argumente benennen. Ich leite diese dann gerne an die Informatik-Cracks in meinem Umfeld weiter.
Danke für den Hinweis. Tatsächlich sind Threema und TeleGuard, neben den erwähnten Signal und Simplex Alternativen. Messengerapps sind jedoch nicht so einfach zu wechseln wie ein Browser. Der Benutzer muss seine ganze Entourage überzeugen "mitzukommen"oder er ist plötzlich auf mehreren Apps zuhause. Meine Lösung: Ich habe die Messengerapps nur auf einem Mini-PC installiert und nicht auf dem Handy. Unterwegs nehme ich ein Buch mit und habe meine Ruhe.