Der Wahrheit verpflichtet
29. Oktober 2024 - Paul Siegenthal 3

Internet-Blackout beim Mainstream

Paul Siegenthal
Am vergangenen Freitag gab es Mainstream-Medien-Brühe zum Nulltarif – Hackern sei Dank! – Ein Kommentar von Paul Siegenthal, lic. oec. HSG

Die Schweizer Mainstream-Medien erlebten soeben eine Art Internet-Blackout. Der Benutzer kann sich auf den Portalen von CH Media, NZZ, Ringier und TX Group nicht mehr einloggen oder kommentieren. Seither haben sie Black Friday. Alle Medieninhalte sind kostenlos.

Marc Walders (Ringier)-Baby wurde gehackt. Er hatte die glorreiche Idee, sämtliche Logins aller Mainstream-Medienuser auf einem Server zu konzentrieren – zu Marketingzwecken (warum sonst?). CH Media, NZZ und TX Group machten mit. Dann schoss ein Freak die User-Datenbank ab. Das ist gar nicht so schwierig.

Benutzer-Datenbanken sind das Lieblingsziel der Hacker. Sie zu schützen gelingt lediglich BigTech (Amazon, Meta, Google). Nur sehr teure Spezialisten (Jahreseinkommen US-$ 500'000+) sind in der Lage, diesen Teil einer Software auf Dauer zu schützen.

Arbeitsatmosphäre statt Batzen. Auch Schweizer Unternehmen suchen solche Leute, wie Job-Inserate zeigen. Wenn es um den Lohn geht, bieten sie zwischen CHF 150‘000 und 200‘000 – plus «Parkplatz, Gratis-Laptop und eine angenehme Arbeitsatmosphäre in einem motivierten Team».

Inkompetente Personalabteilungen. Bewerbungen erhalten Sie trotzdem. Es hat sich weltweit herumgesprochen, dass die Human-Resources-Abteilungen in der Schweiz so kompetent sind, wie Grüne in Sachen Energiewirtschaft. Viele mittelmäßige Programmierer gönnen sich so in der Schweiz ein paar fette Jahre Auslandsaufenthalt.

Projektleiter. Führen kann diese Spezialisten niemand. Die Projektleiter sind nicht selten umgeschulte Schuster, die irgendwie, irgendwann in der Informatik landeten. So kommt es, wie es kommen muss: Die Firma erhält einen dilettantischen Murks und merkt es nicht. Die Hacker aber schon.

Ritterschlag. Wer glaubt, diese ließen sich von den Drohungen eines Internet-Anwaltes im Tagesanzeiger abschrecken, der irrt gewaltig. Für diese Freaks wäre eine Verurteilung ein Ritterschlag. Wahrscheinlicher ist, dass die Betroffenen nie herausfinden, wer es war.

War es Dr. No? Also muss der aktuelle Bösewicht herhalten. Mal soll es Kim Jong-un, mal eine Nazi-Hackergruppe gewesen sein. Diesmal wird es wohl Putin treffen (Spuren führen nach Russland ... Blablabla). Nur jemand, oder vielmehr etwas, wird bestimmt nicht beschuldigt: die eigene Inkompetenz.

Die eigentliche Schuld liegt wohl im Hause Ringier: Sie haben sich einen Netzwerker an Land gezogen, der bestenfalls eine Sparlampe ist.

 

Sind Sie, lieber Leser, liebe Leserin  auch der Meinung wie unser Kommentator? Sehen Sie noch weitere Gründe für den Mainstream-Blackout? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

© Foto: Paul Siegenthal

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3 Kommentare zu “Internet-Blackout beim Mainstream”

  • paulsiegenthal sagt:

    @RolandLuethi Das ist möglich, was sie sagen. Ob die Daten so kritisch sind (Vorname, Name, Emailadresse) weiss ich nicht. Wir werden es sehen, wenn plötzlich die Mailboxen volllaufen.
    Was mich eher wundert, ist dass die bis jetzt die Benutzerdatei nicht wiederherstellen konnten. Ich vermute, dass deren Backupsystem nicht funktionierte, nicht vorhanden war oder das sie gar kein Personal haben, die das wiederherstellen kann. Die Inkompetenz ist für alle sichtbar,

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  • RolandLuethi sagt:

    Wenn es Hackern gelingt eine Datenbank zu löschen, so ist davon auszugehen das diese Hacker wissen wie man den SQL-Dump ausführt. Das heisst die Hacker sind nun mit grösster Wahrscheinlichkeit im Besitz der Kundendaten etlicher Medienkunden. Das ist sind nicht bloss Personendaten, sondern es wurden Daten gesammelt, um den Kunden gezielt passende Werbung einzuspielen. Die Hacker könnten somit mehr über diese Kunden wissen, als der Staat.

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    • Calida sagt:

      Zum Herunterladen muss der Hacker ein Programm installieren. Löschen kann man mit einem Behehl. Wie dem auch sei, Onelog bot eine flotte Schnittstelle vernachlässigte aber die Infrastruktur im Hintergrund vollkommen: vorne Hui, hinten Pfui. Die vielen Datenlecks in der Schweiz deuten darauf hin, dass sie sehr oft der Fall ist.

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