Die Akzelerationstheorie
Die Theorie geht von einem inhärenten Zyklus der Geschichte aus, der aus vier Phasen besteht. Ein Zyklus dauere ungefähr 80 Jahre. Das Konzept basiert auf einer hinduistischen Saga. Es findet sich in Ansätzen auch bei Marx und Nietzsche wieder.
Die erste bzw. letzte Phase ist die Krise, die in der Menschheitsgeschichte meist Kriege sind. In dieser Phase werden die Eliten eliminiert. Danach kommt die Hochperiode, in der der Frieden zurückkehrt und die Wirtschaft wächst. Die Gesellschaft hat eine gemeinsame Vision und die Zukunft wird positiv gesehen. Man wird sich später dieser Phase als «die guten, alten Zeiten» erinnern. Anschließend folgt das «Erwachen» (Satya Yuga). Die Menschen beginnen, die Gesellschaft und ihre Normen in Frage zu stellen. Sie suchen Zuflucht in Spiritualität oder in der kulturellen Rebellion. Im Westen erlebten wird diese Epoche als die 68er-Bewegung. In der dritten Phase verlieren die Menschen das Vertrauen in die Führung, die Institutionen und die Gesellschaft als Ganzes (Kali Yuga). Die Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaften erreichen ihren Höhepunkt. Ein Brahmane wird als solcher erkannt, weil er das Gewand trägt und nicht weil er das Wort des Divinen verkündet.
Die Akzelerationisten (Nick Land u. a.) vertreten die Auffassung, dass man die einzelnen Phasen des Zyklus nicht aufhalten könne. Es sei also am besten, wenn man sie beschleunige, um sie möglichst schnell hinter sich zu lassen, um ins Utopia zurückzukehren.
Eigentlich könnte man diese Vorstellungen für das Hirngespinst einer bekifften akademischen Gruppe abtun, wären da nicht Persönlichkeiten wie Elon Musk und Peter Thiel, die diesen Ideen anhängen.
Curtis Yarvin: Dark Enlightenment
Nun zu Curtis Yarvin, dem Einflüsterer von JD Vance. Er ist ein Anhänger der Akzelerationstheorie (r/acc). Er ergänzt jedoch diese Theorie um die Einsicht, dass die Demokratie als politisches System zu schwach sei. Selbst wenn sie sich als solche verstehe, sei es im Kern eine Oligarchie. Bestenfalls lebe man in einer Scheindemokratie.
In den vier Phasen entferne sich die Oligarchie immer mehr vom Volk, was in eine Krise münde. Die Krise löse dann die Distanz zwischen Volk und Oligarchie wieder auf und der Prozess beginnt von vorne.
Es sei also vernünftig, gleich von Anfang an einen König (oder CEO) zu wählen. Dieser wäre zwar auf die Oligarchie angewiesen, könne jedoch Richtungsentscheidungen treffen und so die Gesellschaft als Ganzes steuern.
Damit ist natürlich noch keine volksnahe oder effiziente Regierung garantiert. Yarvin schlägt daher vor, dass die Menschheit sich in Stadtstaaten wie z. B. Singapur organisieren soll. Diese stünden dann in Konkurrenz zueinander. Die Menschen hätten das Recht, mit den Füßen abzustimmen. Schlecht geführte «Königreiche» würden von selbst verschwinden.
Gleich eine Kritik vorweg. In der Schweiz hat das Volk mit der direkten Demokratie das Recht, die Entscheide einer abgehobenen Elite zu korrigieren. Zumindest theoretisch. Faktisch widerlegt die Nicht-Umsetzung von Volksinitiativen diese Ansicht.
Der Krieg der Oligarchen: Bürokraten vs. High-Tech
Hier kommen nun Peter Thiel und Elon Musk ins Spiel. Gemäß ihnen werden wir von einer inkompetenten und korrupten Bürokraten-Elite regiert. Bill Gates, George Soros und andere fördern bewusst Low-Profilers, vor allem Linke und Grüne. Diese gestalten die Gesellschaft dann so, dass die Oligarchen die Wertschöpfung des Volkes abschöpfen kann. Beispielsweise werden sinnlose Windmühlen aufgestellt, die zwar kaum Energie liefern, aber den Herstellern dank staatlicher Förderung große Gewinne bescheren. Dieses Geld wird dann von den Oligarchen über Aktiengewinne an den Börsen wieder abgeschöpft. Windmühlen sind nur ein Beispiel: Entwicklungshilfe, Bildungs- und Gesundheitswesen, Asylbusiness, ja sogar die Waffenindustrie (Ukrainekrieg) gehört ebenfalls in dieses Geschäftsmodell.
Gemäß Thiel und Musk müsse eine technologisch überlegene Kaste die Gesellschaft führen, welche reale Wertschöpfung generiert. Damit stehen sich zwei oligarchische Systeme gegenüber: das Bürokraten- und neu das Hightech-Oligarchen-Modell.
In der USA hat die Transformation mit DOGE (Departement of Government Efficiency) begonnen, während Europa an seinem Bürokratie-Modell festhält.
Großes Kino! Wer wird sich durchsetzen? Holt das Popcorn.
Lieber Leser, liebe Leserin was denken Sie über «Dark Enlightment», über die «dunkle Aufklärung»? Und bevorzugen Sie eher das aktuelle amerikanische System oder das europäische? Oder keines der beiden? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
© Bild: Paul Siegenthal (KI)
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Das tönt irgendwie nach einer West-Coast-Philosophy. Die neigen dazu, buddistische Weltanschauungen ins westliche Gedankengut zu mixen. In den monotheistichen (abrahamischen) Religionen verstehen wir die Geschichte linear. Wir denken nicht in Zyklen wie im Osten.