Tränen, Stress und Hysterie: Auch in diesem Jahr flimmerte wieder die Castingshow «Germanys Next Topmodel» über die Bildschirme. Das «Reality-TV-Format» des Senders ProSieben, das seit 2006 jährlich vom deutschen Model Heidi Klum moderiert wird, war auch dieses Jahr wieder auf der Suche nach Schönheiten. Sollten Sie dabei an blonde, deutsche Grazien wie Claudia Schiffer oder die einstige Gewinnerin der Show, Lena Gercke denken, haben Sie sich mächtig getäuscht. In diesem Jahr gewann die Halb-Brasilianerin Vivien Blotzki. Mit dem Sieg will das sogenannte «Curvy-Model» zeigen, dass die Modebranche im Wandel ist und dass Frauen, die an sich glauben und sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen, auch alles schaffen können. Auf den zweiten Platz schaffte es die schwarze Somajia aus Togo. Laut dem Boulevardblatt «Bunte» wollte Somajia ursprünglich Juristin werden, aber eigentlich sei sie Tänzerin und arbeite nebenbei an einer Tankstelle. Den dritten Platz konnte sich Olivia ergattern, die ebenfalls aus Togo stammt. Auch ein Transgender-Model war dabei.
Die Berlinerin Mirella sei eigentlich im Körper eines Jungen geboren worden, habe aber schnell gemerkt, dass ihr «das ganze nicht gefalle». Auch letztes Jahr war die Transfrau Alex Mariah Peter bei «Germanys Next Topmodel» dabei, die sogar als erster Transgender den Wettbewerb gewann. ProSieben und Heidi Klum haben sich damit genau dem postmodernen Zeitgeist von Queer und Diversity angepasst, diese werden nicht mehr als fremd oder «abseits der Norm» verstanden, sondern als das neue Ideal propagiert. Für die nächste Tränen-Show hat die schwarze Tracy, die vor lauter Angst vor den Kameras frühzeitig das Handtuch geschmissen hatte, von Klum schon eine Wildcard bekommen.
Wie wir in unserer Sendung vom 5. Juni berichteten, hatte das afrikanische Land Nigeria im krassen Gegensatz dazu weiße Models in der Werbung verboten. Künftig dürfen nur noch Nigerianerinnen und Nigerianer in der Werbung gezeigt werden. Laut der nigerianischen Werbeaufsichtsbehörde wolle man so lokale Talente fördern und gleichzeitig die heimische Werbeindustrie stärken. In Deutschland praktiziert man das genaue Gegenteil, wo es keine solchen «lokalen Talente» mehr zu geben scheint.