Der Wahrheit verpflichtet
21. März 2023 - Barbara Hagmann

Der geplante E-Franken

Barbara Hagmann
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News vom 21. März 2023

Nun soll er doch kommen, der E-Franken. Nachdem sich die Schweizer Nationalbank und der Bundesrat gegen eine digitale Währung fürs breite Publikum ausgesprochen hat, tüftelt nun die Schweizerische Bankiervereinigung in Eigenregie an einem Buchgeld-Token. So schreibt die SBVg in einem kürzlich veröffentlichten Whitepaper:

«Die fortschreitende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert eine Unterstützung durch effiziente, breit akzeptierte und sichere Zahlungsmittel.»

Die Schweizerischen Bankiervereinigung liebäugelt also mit einem Schweizer Franken in digitaler Form, welcher auf der Blockchain handelbar ist. Programmierbares Geld, das aber nicht von der Nationalbank herausgegeben werden soll. Der Buchgeld-Token soll von regulierten Schweizer Banken beaufsichtigt und garantiert werden. So die Idee. Damit soll die Schweiz wettbewerbsfähig bleiben, heißt es seitens der Banker.

Die Anzahl «Wallets» - also die digitalen Brieftaschen - habe weltweit rasant zugenommen. Zudem habe die turbulente Entwicklung im Krypto-Bereich gezeigt, dass es durchaus Bedarf für eine vertrauenswürdige Digitalwährung gebe. Privaten Stablecoins fehle es an regulatorisch abgesichertem Charakter, was eine wesentliche Voraussetzung für die breite Akzeptanz sei, führen die Banker weiter aus.

Der skizzierte Buchgeld-Token soll jedoch nicht mit einem möglichen digitalen Zentralbankengeld der Schweizer Nationalbank konkurrieren. Denn im Unterschied zu anderen Zentralbanken beschränken sich die SNB-Projekte auf sogenannte Wholesale-CBDC. Diese Art von digitalem Zentralbankgeld ist nur für Finanzinstitute vorgesehen und unterscheidet sich damit wesentlich von Retail-CBCD fürs breite Publikum. Und eben diese Lücke will nun die Schweizerische Bankiervereinigung mit ihrem E-Franken füllen.

Auch wenn noch einige Hürden zu überwinden sind, nimmt das Projekt an Fahrt auf und ist ein weiteres Puzzleteil in der Digitalisierung des Finanzsystems. Allgemein herrscht international Hochbetrieb in Sachen Digitalwährungen. Die Bank of England und das britische Schatzamt werkeln am sogenannten «BRITcoin». Der digitale Euro hingegen lässt noch etwas auf sich warten. Der deutsche Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz rechnet frühestens Ende 2026 mit der Einführung des Digitalgelds. Hier handelt es sich aber tatsächlich um eine digitale Währung, die direkt von den Notenbanken herausgegeben wird und als elektronisches Gegenstück zum Bargeld dient.

China ist mit der Implementierung seiner digitalen Zentralbankwährung CBDC, dem E-Yuan, weiter fortgeschritten als jedes andere Land der Welt. Staatliche Leistungen werden in den Testregionen nur noch in digitaler Währung ausbezahlt. Das zwingt die Bürger, die digitale Währung zu akzeptieren. Ferner hat die chinesische Regierung Transaktionen mit Kryptowährungen verboten.

Schweden hat mit der staatlich abgesicherte E-Krone bereits zwei Testphasen abgeschlossen. Wie die Riksbank auf ihrer Webseite verlauten lässt, ist die definitive Einführung noch nicht in Stein gemeißelt und wird weiterhin geprüft.

Die meisten Zentralbanken rechtfertigen ihre E-Währungsprojekte damit, dass die Nutzung von Bargeld zurückgehe und sie deswegen ein digitales Äquivalent schaffen müssen.

Doch was als Substitut für Bargeld präsentiert wird, hat weitreichende Konsequenzen für das Finanzsystem und den Schutz der Privatsphäre. Denn frei zirkulierendes Geld ist nach wie vor ein Garant für eine freiheitliche Gesellschaft und eine transparente Wirtschaftsordnung.

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