Der Wahrheit verpflichtet
07. April 2025 - Paul Siegenthal 7

El Gringo loco

Paul Siegenthal
Donald Trumps Zölle sind momentan weltweit eines der großen gesellschaftlichen Themen. Wenn man genauer hinschaut, drängt sich vor allem eine Frage auf: Darf man dieses US-Wirtschaftsprojekt der «Kunst des Handelns» zuordnen, für die Trump weitherum bekannt ist, oder hat sich der amerikanische Präsident dieses Mal schlichtweg verkalkuliert? – Ein Kommentar von Paul Siegenthal, lic. oec. HSG

Es sollte eine neue Ära in der Geschichte der US einläuten. Trump verkündete Zölle für die ganze Welt. Mehr als das, die Liste von Trump beinhaltet Länder, die keine sind. Taiwan wird von den USA nicht als Nation anerkannt, um die Chinesen nicht zu verärgern. Das nützte ihnen wenig, sie landeten doch auf Trumps Liste, die angeblich von einem AI-Programm stammt.

Die Inseln McDonald und Heard Island sind nur von Pinguinen bewohnt, doch das schützte sie vor Trumps Furor nicht. Auch die Falkländer, die kaum je ein amerikanisches Schiff zu sehen bekommen, wurden mit 41 % Zöllen belegt. Hätten sie nicht eine gebrauchte Radio-Sendestation von den USA angeschafft, wäre das Handelsdefizit und damit der Zoll noch höher ausgefallen. Selbst erheben die Falkländer keine Zölle. Sie sind froh, wenn überhaupt mal ein Frachtschiff vorbeikommt. Sogar Lesotho, welches nur eine Fabrik besitzt, fand sich auf der Liste wieder. Nicht besser erging es Madagaskar, die Vanille in die USA exportieren. Mit 506 US-Dollar Durchschnittseinkommen pro Jahr kann sich kaum ein Madagasse amerikanische iPhones leisten, um das Handelsdefizit auszugleichen.

Hocherfreut wird wohl die amerikanische Autoindustrie sein. Sie produzieren zwar Schrott (außer Tesla), aber den können sie nun teurer verkaufen. Bessere Autos können die Amerikaner nicht bauen. Den Fleiß und die Fähigkeiten der deutschen Facharbeiter gibt es nur in Deutschland.

Mit dem Anbau von Vanille wird es schwieriger. Das Klima scheint nicht tropisch genug. Einen 500 Dollar-Jahreslohn-Pflücker gäbe es in den USA nur, wenn man die Sklaverei wieder einführt.

Trump wirft den Chinesen und den Europäern die Subventionierung ihrer Exporte vor. Why not? Als Konsument kann man diesen Ländern dankbar sein. Der Schweizer kauft auch gerne seinen exportsubventionierten Käse in Deutschland zum halben Preis.

Richtig heftig Zölle gibt es für jene Länder, die Erdöl in Venezuela kaufen. Diese bekommen nochmals einen Zuschlag von 25 %. Ausgenommen ist nur der größte Kunde von Präsident Maduro: die USA.

Immerhin freut sich Trump über die vielen neuen Fabriken, die nun entstehen. Millionen Amerikaner werden wieder in blauen Overalls 8 Stunden Schichten schieben, wie in den guten alten Zeiten in den 1960-ern und 1970-ern. Sie werden Millionen Toaster, Pfannen, Maschinen und alles Mögliche produzieren. Alle 4 Jahre werden sie treu einen Republikaner ins Amt wählen, der ihnen ihren Job geschaffen hat. Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Industrie auch nicht mehr die wie vor 50 Jahren. Roboter machen die Arbeit. Der Bauer, der mit Pferd und Pflug das Land bestellt, wird nicht so schnell wiederkommen.

Manchmal ist es die beste Verhandlungsstrategie, das Gegenüber zu überzeugen, dass man spinnt. Dies ist Trump diesmal wirklich gelungen. Mag sein, es handelt sich um einen trumpischen «Art of the Deal», nur diesmal sitzt die ganze Welt auf anderen Seite des Tisches. Man weiß ja nie, was dem noch alles einfällt. Einige werden sich nun mit ihm arrangieren, doch trauen wird man den USA nicht mehr.

Grundsätzlich sollten sich die USA auch die Frage stellen, warum sie Arbeitsplätze im Inland verlieren. Die Antwort wird dem «greatest country on earth» nicht gefallen.

 

Lieber Leser, liebe Leserin was halten Sie von Trumps Zöllen? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

 

© Bild: Public Domain, Library of Congress

 

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7 Kommentare zu “El Gringo loco”

  • paulsiegenthal sagt:

    Ich habe 5 Jahre in den USA gelebt und hatte eine Schrottmühle nach der anderen. Neuwagen versteht sich. Amis können Auto nicht.

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    • RB sagt:

      War das in den 80ern? Fahre seit 30 Jahren Amis ond bin viel in den Staaten, weil wir diese „Schrottkarren“ seit bald 20 Jahren importieren und warten/reparieren. „Komischerweise“ haben wir fast aussschliesslich zufriedene Kunden. Und das sind zu 70% Firmen, die die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit z.B. der Pickup Trucks schätzen und in Sachen Kraft und Anhängelast sind sie eh konkurenzlos… also, ich weiss wovon ich spreche, it‘s our daily business…

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  • RB sagt:

    Dann sollte Herr Siegenthal mal erklähren, warum US Pickups hierzulande, im täglichem Gebrauch mit 10 Tonnen Anhängelast, weit mehr als 500‘000km machen, wenn es doch so ein Schrott sein soll. Und das meiste, das während diesen Km immer wieder den Geist aufgibt, sind die Bauteile von Bosch (made in D), wir sprechen aus Erfahrung! Wenn er in allem solch eine Ahnung hat wie bei US Autos, dann sollte man diesem Herrn vieleicht keine Plattform bieten, wo er seine haltlosen Theorien verbreiten kann.

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    • Calida sagt:

      Ist er gerade fahrtauglich oder steht er wegen einer Rückrufaktion wieder beim Händler?

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    • RB sagt:

      Muss sie leider enttäuschen Calida. Wüsste grad nichts von offenen Rückrufaktionen bei unseren Kundenfahrzeugen…. Und das sind einige….. 😉

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  • paulsiegenthal sagt:

    Das Argument trifft sicher zu und da wird man sich bestimmt einigen. Nicht richtig ist aber die Auffassung von Trump, dass mit höheren Zöllen die Industrie wieder in die USA verlagert wird. Die breite Workforce in den USA ist ziemlich unqualifiziert. Man könnte sie allenfalls für die Herstellung von Massenprodukten einsetzen. Dafür ist sie jedoch unbezahlbar.

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  • Toto Pepone sagt:

    Ich stimme nicht ganz zu. Die Europäer haben höhere Zölle für amerikanische Produkte als umgekehrt. Damit verwehren sie den Zugang zum EU Markt, während die Europäer ziemlich ungeniert exportieren können.

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