Eskalation im Gaza-Streifen – doch ist alles wirklich so klar, wie es im Mainstream dargestellt wird?

Israels Ministerpräsident Netanjahu reagiert darauf unmittelbar und erklärt seinen Bürgern und der Welt, dass Israel sich im Krieg befinde:

«Bürger Israels, wir befinden uns im Krieg. Nicht in einer Operation oder in einer Übung, sondern im Krieg. Heute Morgen startete die Hamas einen mörderischen Überraschungsangriff gegen den Staat Israel und seine Bürger.
Dieser seit den frühen Morgenstunden an. Ich habe die Chefs der Sicherheitsbehörden zusammengerufen und angeordnet, zunächst die von Terroristen unterwanderten Gemeinden zu räumen. Dies wird derzeit durchgeführt. Gleichzeitig habe ich eine umfassende Mobilisierung von Reserven und eine Erwiderung des Feuers in einem Ausmaß angeordnet, das der Feind nicht kannte. Der Feind wird einen beispiellosen Preis zahlen. In der Zwischenzeit rufe ich die Bürger Israels auf, sich strikt an die Anweisungen der IDF und des Heimatfrontkommandos zu halten. Wir befinden uns im Krieg und wir werden ihn gewinnen.»

Innerhalb eines Tages wurden auf offiziellen Kanälen gefühlt mehr furchtbare Szenen des Angriffes auf Israel gezeigt als während des gesamten Ukraine-Konfliktes bis heute. Dies führte auch zur erwarteten emotionalen Reaktion weltweit. Es geht dabei nicht nur um eine Trauerbekundung, sondern viel eher um eine Forderung der Zerstörung des Gazastreifens. Die Zivilbevölkerung im Gaza wurde gewarnt, die Region zu verlassen, da man die Region plattmachen werde. Dieser Ankündigung wird weitläufig applaudiert. Die Biden-Regierung hat bereits Unterstützung angekündigt und ein Teil der amerikanischen Seeflotte und Waffen versprochen. So steht in einer Pressemitteilung des Weißen Hauses:

«(...) Der Präsident betonte, dass es keinerlei Rechtfertigung für Terrorismus gebe und dass alle Länder angesichts solch brutaler Gräueltaten vereint zusammenstehen müssten. (...) Der Präsident teilte außerdem mit, dass zusätzliche Hilfe für die israelischen Streitkräfte nun auf dem Weg nach Israel sei und in den kommenden Tagen weitere folgen werde. Die Staats- und Regierungschefs erörterten auch die laufenden Bemühungen, sicherzustellen, dass keine Feinde Israels glauben, sie könnten oder sollten aus der aktuellen Situation einen Vorteil ziehen.»

Diese Rhetorik ist nichts Neues, man kennt sie aus der Zeit von 9/11 und falls die Vergangenheit ein Indikator ist, besagt sie, dass jegliches Hinterfragen der künftigen Aktionen durch Israel nicht zu akzeptieren sei. Jede Reaktion ist gerechtfertigt und darf nicht angezweifelt werden.

Der Angriff der Hamas wirft viele Fragen auf. Erstens galt eine Infiltration über die Südgrenze als unmöglich. Dennoch schafften es die Hamas-Terroristen an mehreren Stellen unbehelligt und bewaffnet nach Israel einzudringen. Es wird uns weisgemacht, dass der stärkste Geheimdienst nichts von einer lang geplanten und koordinierten Aktion wusste. Rund 5000 Raketen seien aus dem Gaza in nur 20 Minuten auf Israel abgeschossen worden und hätten so das Raketenabwehrsystem Iron Dome überfordert, während es bei vergangenen Attacken im Verbund 90 Prozent der Raketen stoppte. Ein Hamas-Sprecher bedankt sich umgehend nach dem Anschlag öffentlich bei Iran für die Unterstützung.

Zudem ist der Zeitpunkt der Attacke verblüffend, kommt dieser just als die Mehrheit der Amerikaner weitere Zahlungen in die Ukraine vehement bekämpfen. In Israel selbst war Netanjahu in den letzten Monaten und Wochen zusehends von der eigenen Regierung und seinem Volk unter Druck, da er neben den Korruptionsvorwürfen nun eine Justizreform in die Wege leitet, womit der oberste Gerichtshof geschwächt werden soll. Dazu waren mehrere Male schon über 1 Million Israelis auf der Straße. Zudem rückt Iran als Unterstützer der Hamas ins Fadenkreuz und damit auch deren Partner. Erst gerade Ende August 2023 wurde beim BRICS-Summit entschieden, unter anderem Iran in die BRICS aufzunehmen. Die Attacke wird nun dazu führen, dass die BRICS-Staaten sich entweder von Iran abwenden und dadurch geschwächt oder den Iran unterstützen und damit als Terroristenhelfer international an den Pranger gestellt werden.

Es ist klar: Menschen die direkt in den Konflikt verwickelt sind und Menschen palästinensischer oder jüdischer Abstammung, sind extremen Gefühlen ausgesetzt und reagieren dementsprechend. Aber die Geschichte zeigt, dass keine Informationen zu einem Kriegsbeginn je akkurat waren und oft sogar eine Aktion unter falscher Flagge dazu beitrug. Jede Seite eines Konfliktes wird sich als moralisch im Recht betrachten und der Preis wird hauptsächlich durch die Zivilbevölkerung bezahlt. Dieser Konflikt eröffnet ein neues Feld der Spaltung und dieses wird auf jeden Fall genutzt. Wir hoffen darauf, dass man sich als Außenstehender zurückhalten wird ein emotionales Lager zu wählen. Vielmehr sollte man darauf bedacht sein, Spaltung entgegenzuwirken. Akteure solcher Gräueltaten und die Taten selbst sind vehement zu verurteilen, nicht aber ganze Völker oder Religionsgruppen.