Der Wahrheit verpflichtet
03. März 2025 - Paul Siegenthal

F-35: Nächster Amherd-Skandal in Mirage-Größenordnung

Paul Siegenthal
Auch im Zusammenhang mit der F-35-Beschaffung in der Schweiz, einem milliardenschweren Rüstungsprojekt, werfen die Entscheidungen der Noch-Verteidigungsministerin Viola Amherd wieder einmal Fragen auf. Steht uns ein weiterer Mirage-Skandal bevor? Mit einem kritischen Blick auf die Zahlen wird deutlich, was auch bei diesem Amherd-Deal alles im Argen liegt. Die möglichen Folgen für die nationale Sicherheit sind alarmierend. – Ein Kommentar von Paul Siegenthal, lic. oec. HSG

Wie war die Freude groß, als Bundesrätin Amherd die Beschaffung von 36 Stück des Kampfjets F-35 für etwa 6 Milliarden Franken bekannt gab. Ab 2027 werden diese Kampfflugzeuge alle anderen Flugzeugtypen ablösen. Etwa die Hälfte der Kosten fallen für die Flugzeuge an (Stückpreis CHF 80 Mio.), die andere Hälfte sind Infrastrukturkosten. Immerhin hat die Schweiz diesmal nicht ein Auslaufmodell wie damals die F/A-18 bestellt (Stückpreis CHF 110 Mio.), obwohl das Nachfolgemodell Super Hornet bereits schon zum halben Preis (CHF 55,7 Mio.) zu haben gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte das modernere Modell zu wenig «Kompensationsgeschäfte» (Schweizerdeutsch für Schmiergelder) abgeworfen.

Im Vergleich zu Deutschland erscheint der Stückpreis der Schweizer schon fast wie ein Trump-Deal. Die Deutschen zahlen bei gleicher Menge das Doppelte pro Flieger. Mal angenommen, dass die Differenz nicht an schwarze Kassen zugunsten der «Omas gegen Rechts» floss, scheint da etwas nicht zu stimmen. Entweder stellen die Deutschen enorm hohe Anforderungen an ihre Flugzeuge oder die Schweizer haben nur die Minimalausrüstung gekauft. Wahrscheinlich lagen bei diesem Preis nicht einmal Winterreifen drin.

Dem Steuerzahler steht damit das übliche helvetische Theater bevor. Kleinere Fälle werden als «inflationsbedingte Nachtragskredite» unter den Tisch gewischt. Größere Fälle gehen als Skandal in die Geschichte ein. Dabei inszeniert die Presse ein auflagensteigerndes Gejohle, um die Volksseele zu besänftigen – das Geld ist trotzdem weg.

Die Magistraten terminieren diese Schummeleien in der Regel auf einen Zeitpunkt nach ihrem Rücktritt. Den hatte Madame Amherd ursprünglich offenbar auf das Jahr 2027 angesetzt, nimmt nun aber den Hut bereits Ende März 2025. Die Folgekosten werden, mindestens 2,3 Milliarden betragen, wahrscheinlich wesentlich mehr, legt man die deutschen Zahlen zugrunde. Das wäre in der Größenordnung des Mirage-Skandals. Eines ist heute schon klar: Ende 2030 hat die Schweiz insgesamt 36 Kampfflugzeuge (und bestimmt auch höhere Steuern).

Doch nun zu den Erfahrungswerten der NATO. Die Einsatzbereitschaft des F-35 ist mit 29 % der niedrigste Wert aller Flugzeugtypen, der je im Westen im Einsatz stand. Bei 36 Flugzeugen, sofern keiner vorzeitig einen Acker küsst, sind das knapp über 10. Da man kaum alle 10 auf einmal in der Luft halten kann, stünden der Luftwaffe bestenfalls 2 bis 3 Flugzeuge rund um die Uhr zur Verfügung. Die Grünen freut's: im Kriegsfall würden sie sicher nicht unter Fluglärm leiden.

Wäre die Schweiz ein neutraler Staat, so wären diese paar Fliegern wohl ausreichend, um «Präsenz zu markieren». Doch auch die Neutralität hat unsere Verteidigungsministerin den Bach hinuntergespült. Daher sollten schon ein paar Flieger mehr her. Ob die Treuhänderin aus dem Wallis jemals so weit gedacht hat?

Kein Wunder will keiner ins VBS. Um die volle Rente zu erhalten, müsste man vier Jahre durchhalten. Die bundesrätliche Lebenserwartung in diesem Departement erscheint momentan aber kürzer als an der ukrainischen Front.

 

Lieber Leser, liebe Leserin sehen Sie es auch so wie unser Kommentator, dass sich hier möglicherweise ein neuer Amherd-Skandal anbahnt? Oder sehen Sie die Entscheidungen der Noch-Verteidigungsministerin als ganz vernünftig an? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

 

© Bild: Paul Siegenthal (KI)

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