Europa erlebt einen noch nie dagewesenen Geburtenrückgang. Der Datenanalytiker Ulf Lorré befasst sich im Nachrichtenportal tkp.at mit den neusten Daten der deutschen Statistikbehörde Destatis, die nach zweieinhalbmonatiger Meldepause endlich veröffentlicht wurden. Laut Berechnung von Lorré fiel die Zahl der Lebendgeburten in Deutschland im Jahr 2022, im Vergleich zur Periode 2016 bis 2021, um insgesamt 6,7 Prozent. Der Januar 2023 fällt dabei mit einer Zahl von Minus 19 Prozent völlig aus dem Rahmen. Die markante Abweichung zeige einen klaren zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfkampagne. Lorré schreibt:
«Unter Berücksichtigung einer neunmonatigen Zeitverschiebung ist zu erkennen, dass die beiden Ereignisse gleichzeitig begannen.»
Auch in der Schweiz scheint sich der Geburtenrückgang rasant zu beschleunigen. Laut den provisorischen Daten des Bundesamtes für Statistik BFS, kamen im Monat Januar 2023, rund 15 Prozent weniger Kinder zur Welt als im Monatsdurchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Im Monat Februar beträgt der Rückgang sogar erschreckende 24 Prozent; ein ebenso trauriger wie historischer Rekord.
Schon im letzten Jahr zeichnete sich ein deutlicher Einbruch der Geburtenzahlen ab. Besonders in der Stadt Zürich sank die Fertilitätsrate um 16 Prozent, während gleichzeitig die Zahl gebärfähiger Frauen um 2 Prozent zunahm. Und was für die Stadt Zürich gilt, gilt auch für die ganze Schweiz. So meldeten gewisse Berner Kliniken für das Jahr 2022 einen Geburtenrückgang von 18 Prozent.
Laut Sebastian Weingartner vom Zürcher Statistikamt führten «möglicherweise» die wirtschaftliche Unsicherheit und Ängste im Zusammenhang mit einem allfälligen Verlust der Stelle während der Pandemie dazu, dass der Kinderwunsch aufgegeben oder verschoben wurde. Diesem oft wiederholten und irreführenden Argument fehlt hingegen jeder statistische Nachweis, denn laut den Berechnungen von Prof. Konstantin Beck von der Universität Luzern, zeichnet sich das Jahr 2021 durch einen regelrechten Babyboom aus.