Der Wahrheit verpflichtet
05. Juni 2023 - Barbara Hagmann

Hat die USA russische iPhones gehackt und ausspioniert?

Barbara Hagmann
Der russische Geheimdienst wirft Apple vor, iPhones mit einer Spionagesoftware verseucht zu haben. Der Big-Tech-Konzern dementiert.
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News vom 5. Juni 2023

Kaspersky hat eine ausgeklügelte Spionage-Kampagne aufgedeckt. Die Forscher des IT-Security-Unternehmens mit Hauptsitz in Moskau fanden auf mehreren Dutzend iPhones von leitenden Angestellten eine technologisch äußerst ausgefeilte Spyware, die sie «Triangulation» tauften.

Der KGB-Nachfolger FSB wirft nun den USA vor, tausende von iPhones mit der Spionagesoftware verseucht zu haben. Darunter seien auch die von russischen Privatkunden und ausländischen Diplomaten in Russland und der ehemaligen Sowjetunion. Zudem solle die Spionage-Aktion nur möglich gewesen sein, weil Apple eng mit dem US-Geheimdienst NSA zusammenarbeite. Beweise dafür stehen jedoch noch aus. Apple dementierte gegenüber Reuters die Überwachungsvorwürfe:

«Wir haben niemals mit einer Regierung zusammengearbeitet, um eine Hintertür in ein Apple-Produkt einzubauen und werden dies auch nie tun.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Apple vorgeworfen wird, zu wenig für die Privatsphäre seiner Nutzer zu tun. Der Tech-Riese predigt jedoch immer wieder, dass der Datenschutz höchste Priorität habe:

«Bei Apple glauben wird, dass Datenschutz ein Grundrecht ist. Wir arbeiten unermüdlich daran, ihn in alles, was wir tun, zu integrieren. Und er ist grundlegend dafür, wie wir alle unsere Produkte und Dienste, die wir für die Welt bauen, entwickeln. Während andere den Kunden zum Produkt machen und immer grösser werdende Mengen von persönlichen Daten sammeln, haben wir uns immer darauf konzentriert, wie Technologie Menschen helfen kann. (...)»

Anders sieht das Eugene Kaspersky. Der CEO der gleichnamigen IT-Firma twitterte:

«Wir haben einen neuen Cyberangriff auf iOS namens Triangulation entdeckt. Der Angriff beginnt mit einer iMessage mit einem bösartigen Anhang, der unter Ausnutzung einer Reihe von Sicherheitslücken in iOS Spyware installiert. Es ist keine Benutzeraktion erforderlich.»

Sein Unternehmen bezeichnete die Aktion als extrem komplexe, professionell durchgeführte Cyberattacke, die auf Mitarbeiter des oberen und mittleren Managements abzielte. In einem Blogbeitrag erklärte Kaspersky weiter, dass die Infektionsspuren bis ins Jahr 2019 zurückreichen:

«(...) Die Installation der Spyware erfolgt völlig unbemerkt und erfordert keine Aktion des Nutzers. Die Spyware überträgt dann unauffällig private Informationen an entfernte Server: Mikrofonaufzeichnungen, Fotos aus Instant-Messengern, Geolocation und Daten über eine Reihe anderer Aktivitäten des Besitzers des infizierten Geräts. (...)»

Beamte in Russland stellen die Sicherheit der US-Technologie seit langem in Frage. In einer Stellungnahme erklärte das russische Außenministerium:

«Die US-Geheimdienste nutzen seit Jahrzehnten IT-Konzerne, um in großem Umfang Daten von Internetnutzern ohne deren Wissen zu sammeln.»

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte, dass es den russischen Beamten klar sei, dass Geräte wie iPhones absolut transparent seien. Wie die russische Tageszeitung Kommersant berichtete, seien Kreml Beamte, die an den Vorbereitungen für die russischen Präsidentschaftswahlen 2024 beteiligt waren, angewiesen worden, keine iPhones von Apple mehr zu benutzen. Die Begründung: Die Geräte seien für westliche Geheimdienste angreifbar.

Laut dem «Belfer Center Cyber 2022 Power Index» der Harvard University, sind – was die Absicht und die Fähigkeiten angeht – die Vereinigten Staaten die größte Cyber-Macht der Welt, gefolgt von China, Russland, dem Vereinigten Königreich und Australien.

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