Rassismusvorwürfe in Bezug auf Lebensmittel nehmen kein Ende. Aktuell muss das beliebte Schweizer Eis am Stiel «Winnetou» daran glauben, welches seit Jahrzehnten zur Freibad-Saison einfach dazugehört. Es ist nicht das erste Unternehmen, dass sich der «Black Lives Matter»-Bewegung beugt und seinen Produkten neue Namen verpasst oder das Logo ändert. Mit den neuen Designs wollen sich die Firmen den Vorwürfen entziehen, mit angeblich diskriminierenden Produktnamen und Logos Geld zu machen.
Der Hersteller «Frisco», der zur Firma «Froneri» gehört, hat sich nun entschieden, den Namen «Winnetou» zwar beizubehalten, das Indianergesicht wurde aber durch zwei Federn ersetzt. Ein Kult-Glacé, das 1980 auf den Markt kam und sich immer noch großer Beliebtheit erfreut.
Weshalb gerade Heldenfiguren, die Kinderherzen höherschlagen lassen, angeblich so negativ behaftet sein sollen, ist unbegreiflich. Werden hier etwa Probleme gewälzt, die im Grunde gar keine sind? Wenn sich ein Kind am Kiosk das Winnetou-Eis mit glänzenden Augen aussucht, hat es wohl kaum rassistische Gedanken. Es findet einfach Indianer toll.
Dr. Susan Arndt, Professorin für Anglistik und Kulturwissenschaften an der Universität Bayreuth, stört sich am fiktiven Romanhelden Winnetou. Sie findet, Karl Mays Erzählungen würden die Geschichte der Ureinwohner romantisieren:
«Sie tragen dazu bei, dass die wahre Geschichte nicht adäquat wiedergegeben wird. Man arbeitet mit veralteten, verharmlosenden Klischees. (...)»
Die Woke-Welle will einfach nicht brechen und immer mehr Unternehmen sehen sich gezwungen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Der Konzern Nestlé beispielsweise kündigte 2020 an, sein vollständiges Portfolio zu überprüfen, um Namen und Bilder dieser Art zu eliminieren. Mars Foods reagierte ebenfalls und hat sich von seiner Markenikone «Uncle Ben’s» nach 75 Jahren verabschiedet. Der Reis heißt jetzt nur noch «Ben’s Original» und muss ohne den Onkel auskommen. Ferner verpasste der US-Getränke- und Lebensmittelmulti Pepsi seiner Marke «Aunt Jemima» nach Rassismusvorwürfen einen neuen Anstrich. Die Backmischungen für Pfannkuchen und Sirup werden neu unter dem Namen «Pearl Milling Company» vermarktet.
Standhaft geblieben ist allerdings Robert Dubler. Sein Mohrenkopf sorgte immer wieder für Schlagzeilen und wurde von der Migros 2020 sogar boykottiert. Das Familienunternehmen Dubler produziert seit 1946 seine schokoladigen Süßigkeiten im aargauischen Waltenschwil. Gegenüber der Aargauer Zeitung nahm Patron Dubler zu den Rassismusvorwürfen Stellung und meinte, wenn der Mohrenkopf ein so großes Problem sei, dann hätten wir etwas viel Wichtigeres vergessen. Denn gerade Afrika sei ein Kontinent mit vielen Bodenschätzen, der aber arm sei, weil er täglich beschissen werde, was Hunderte von Jahren zurückgehe. Dubler bringt das Problem wie folgt auf den Punkt:
«Und jetzt haben wir die gottlose Einbildung, dass das Problem gelöst wird, wenn ich den Namen des Mohrenkopfes ändere. Das ist doch daneben. (...)»
Es störe ihn nicht, wenn der Mohrenkopf Diskussionen auslöse und die Menschen über Rassismus diskutieren. Die Welt werde aber nicht weniger rassistisch, wenn er den Namen seiner Süßigkeiten ändere.
Mohrenköpfe werden also zu Schokoküssen und die Zigeuner- zur Paprikasauce. Doch damit nicht genug: Selbst Namen von Gerichten werden problematisiert. So klinge die Hawaii-Pizza zu exotisch und habe nichts mit der hawaiianischen Küche oder Kultur zu tun. Oder die Bezeichnung Curry führe laut den «Woken» auf Kolonialherren-Bequemlichkeit zurück. Auch dem traditionellen bernischen Gebäck «Meitschibei», zu Deutsch: «Mädchenbein», geht es an den Kragen; oder besser gesagt, an den Schenkel. In vielen Bäckereiketten wird es von nun an nur noch «Glücksbringer» genannt. Ob die woke Sprachpolizei damit wirklich glücklicher ist, steht noch in den Sternen.