Der Wahrheit verpflichtet
25. Oktober 2023 - Fabian Ramseyer 2

Medikamente für den Fall eines Fallouts

Fabian Ramseyer
- Die Verteilung der Jod-Tabletten an Haushalte im größeren Umkreis von Kernkraftwerken verunsichert viele. Und sie wird teils auch zur Stimmungsmache genutzt.
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News vom 25. Oktober 2023

Aktuell gibt es viele Menschen in der Schweiz, die vom Bund ein Päckchen Kaliumiodid 65 AApot Tabletten per Post bekommen haben. Zudem bekamen die meisten zuvor ein Info-Blatt mit beschränkter Information. Dies führte bei manchen zu Verwirrung.
Es geht dabei um eine Sicherheitsmaßnahme für einen möglichen schweren Zwischenfall in einem unserer Atomkraftwerke. Vor 2014 wurden in der Schweiz Schutzzonen um die AKWs abgesteckt. Die Schutzzone 2 erstreckte sich 20 km um das jeweilige AKW. In diesem Umkreis wurden damals prophylaktisch die Jodtabletten an Haushalte und öffentliche Institutionen verteilt. Nach dem Desaster in Fukushima 2011, wurde die Kernenergie von allen Seiten kritisiert und man entschied den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Dabei hat man bis heute keinen brauchbaren Ersatz gefunden, denn alle alternativen Formen der Energieerzeugung haben Einschränkungen in der Energieversorgungssicherheit. Dies hinderte aber trotzdem nicht am reaktionären Ausstieg nach dem Unglück 2011. Als Reaktion auf den Unfall entstand auch die Ausweitung der Verteilung der Jodtabletten und so wurden erstmals 2014 die Jodtabletten im Umkreis von 50 km verteilt, wodurch natürlich auch die Kosten stiegen. Die Verteilung geschieht alle zehn Jahre. Für das Jahr 2023/24 bewegen sich die Kosten, inklusive Informationen an die Bevölkerung bei 21 Mio. CHF. Diese können gemäß dem Verursacherprinzip größtenteils auf die AKW-Betreiber abgewälzt werden. So zahlen die Betreiber gemäß Medienmitteilung vom April 2021, 13.4 Mio CHF und der Bund den Rest.

Im März 2023 wurde nun auch der Rückbau von AKWs in die Verordnung einbezogen. Dementsprechend führt der Rückbau des AKW Mühleberg BE zu einer Reduktion von Gemeinden im Verteilungsschlüssel.

Das erhaltene Infoblatt klärt darüber auf, wie und wann das Medikament verwendet werden soll. Es darf nur im Notfall und auf Anweisung des Bundes eingenommen werden. Dabei geht es um die Verhinderung der möglichen Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. Durch Einnahme von Kaliumjod wird die Schilddrüse bewusst gesättigt, dadurch soll die Speicherung des radioaktiven Jodes unterbunden werden. Diese Tabletten helfen nicht gegen direkte Strahlung und sind lediglich Bestandteil eines Maßnahmen-Paketes. Genauere Informationen können der offiziellen Seite jodtabletten.ch entnommen werden.

Offenbar wird diese Informationskampagne zurzeit auch genutzt wird, um die Angst vor Atomenergie zu verstärken. So findet sich zurzeit in den Sozialen Medien beispielsweise eine Kampagne der Schweizerischen Energie-Stiftung SES, der die Gunst der Stunde geschickt ausnutzt. Spannend: Heute offenbar für viele ein Angstmacher, wurde die Verteilung der Jodtabletten damals eher zur Beruhigung der Bevölkerung eingeführt.

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2 Kommentare zu “Medikamente für den Fall eines Fallouts”

  • Peter Elchalad sagt:

    Ich empfehle die Packungsbeilage einmal zu lesen. Ich stelle mir nämlich die Frage warum ich eine solche Packung mit 59 Jahren erhalten habe. Zitat aus der Packungsbeilage: "Die Einnahme ist für Personen über 45 Jahren nicht zu empfehlen"
    Wer verdient da unnötig Geld?

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