Der Wahrheit verpflichtet
09. Juni 2023 - Barbara Hagmann

Mit Käsepizza-Emoji zum Pädo-Ring

Barbara Hagmann
Instagram macht es Pädophilen-Netzwerken besonders leicht, sich zu organisieren.
Link zur Sendung
News vom 9. Juni 2023

Auf Instagram tummeln sich Pädophile. Die von Mark Zuckerberg betriebene Meta-Plattform fördert mit seinen Algorithmen ein riesiges Netzwerk von Konten mit kinderpornografischen Inhalten. Untersuchungen des Wall Street Journal und der Universitäten Stanford und Massachusetts Amherst zeigen, dass die sexuell ausbeuterischen Aktivitäten auf Instagram besonders schwerwiegend sind.

Dass Pädophile im Netz aktiv sind, ist nichts Neues. Doch Instagram macht es den Verbrechern besonders leicht. Denn die Forscher haben herausgefunden, dass es die Social-Media-Plattform seinen Nutzern möglich mache, nach expliziten Hashtags wie #pedowhore und #preteensex zu suchen. Folglich werden die User mit Konten verbunden, die diese Begriffe verwenden, um den Verkauf von kindersexuellem Material zu bewerben. Und dabei sind keine Grenzen gesetzt: Neben Videos und Bildern können die Kinder auch für ein persönliches Treffen gebucht werden.

Meta-Mitarbeiter schätzen, dass die Zahl der Konten, die hauptsächlich dazu dienen, solchen Inhalten zu folgen, in die Hunderttausende, wenn nicht sogar in die Millionen gehe. Allein im Januar habe das Unternehmen 490’000 Konten wegen Verletzung der Kindersicherheitsrichtlinien löschen müssen. Brian Levine ist Direktor des «UMass Rescue Lab». Eine Informatik-Forschergruppe, die sich seit mehr als zehn Jahren gegen Pädophilie im Internet einsetzt. Levine bezeichnet die Rolle von Instagram diesbezüglich als inakzeptabel und macht klar, dass schnellstmöglich die Notbremse gezogen werden müsse:

«Instagram ist eine Auffahrtsrampe zu Orten im Internet, an denen es expliziten sexuellen Kindesmissbrauch gibt.»

Pädophile finden sich schnell, denn sie verfügen über ihre eigenen Hashtags. Suchbegriffe wie #pedobait und #mnsfw – was für «minor not safe for work» steht – werden verwendet, um tausende von Beiträgen zu kennzeichnen, die sexuelle Inhalte mit Kindern anpreisen. Emojis fungieren als eine Art Code, wie beispielsweise das Bild einer Landkarte, die für eine «minderjährige Person» steht oder eine «Käsepizza», die die gleichen Initialen wie «Kinderpornografie» trägt. Viele Pädophile deklarieren sich im Netz als «lovers of the little things in life», was übersetzt heißt: «Liebhaber der kleinen Dinge des Lebens».

Bedenklich ist vor allem die Art und Weise, wie Meta mit Gefahrenmeldungen umgeht. Diese werden oft standardmäßig beantwortet, was kein allzu großes Interesse vermuten lässt. So heißt es etwa:

«Unser Überprüfungsteam hat festgestellt, dass der Beitrag nicht gegen unsere Gemeinschaftsrichtlinien verstößt.»

«Verdrängen» lautet wohl die Devise, denn den Nutzern wird zudem vorgeschlagen, das entsprechende Konto einfach zu verstecken, um den Inhalt nicht mehr sehen zu müssen.

Das Forscherteam konfrontierte die Instagram-Betreiber mit diesen Vorwürfen, worauf ein Meta-Sprecher einem Softwarefehler und den Moderatoren die Schuld in die Schuhe schob. Letztere würden die Regeln des Unternehmens nicht richtig durchsetzen. Der Fehler sei inzwischen behoben und das Personal besser geschult. Doch ein Test, den Brian Levine nach der Säuberung illegaler Konten durchführte, zeigte, dass allein das Betrachten dieser dazu führte, dass Instagram den Usern ähnliche Profile vorschlug. Das bedeutet, dass das Netzwerk, das Meta vorgeblich zerschlagen wollte, sich durch diese Empfehlungen wieder aufbaute.

8 0

Schreiben Sie einen Kommentar