Indien, das bevölkerungsstärkste Land der Erde, startet einen Totalangriff auf das Bargeld. Wie der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring kürzlich berichtete, soll die 2000-Rupien-Note, die größte indische Banknote, bis Ende September verschwinden. Häring schreibt:
«Es liegt auf der Hand, dass die Nutzung von Bargeld auf diese Weise sehr unhandlich gemacht wird und viele Händler und Käufer dadurch genötigt werden, auf digitales Geld umzusteigen. Durch Nutzung von digitalem Geld wird ein Bankkonto zu einem Logbuch des Lebens eines Bankkunden. Er kann dadurch bestens überwacht und bei missliebigem Verhalten sanktioniert werden.»
Unter der Regierung von Premierminister Narendra Modi ist dies der zweite Handstreich gegen das indische Bargeld. Bereits 2016 verbot Modi quasi über Nacht, die damals beiden größten Geldscheine zu 500 und 1000 Rupien im Wert von rund sieben und 14 Euro weiter als Zahlungsmittel zu benutzen. Besitzer mussten sie bei Banken auf ein Konto einzahlen; bei größeren Mengen unter Nachweis der Herkunft. Wie CCTV News berichtete, sorgte die willkürliche Aktion für ein riesiges Chaos. 86 Prozent des umlaufenden Bargelds wurde aus dem Verkehr gezogen.
Die Notenbank gab zwar neue Scheine im Wert von 2000 Rupien aus, aber es dauerte lange, bis diese gedruckt und im Riesenland verteilt wurden. Für viele Käufe waren sie mangels Wechselgeld nicht zu gebrauchen. Nun soll auch die 2000-er Note abgeschafft werden. Zweifellos steckt der Plan dahinter, Indien auf die E-Rupie umzustellen. Dies könnte auch ein Modell für Europa sein. Häring erwähnt, dass in Indien vor allem Mastercard Lobbying betreibt. Denn seit 2014 ist Indien Mitglied der «Better Than Cash Alliance». Die einflussreichsten Mitglieder sind die Gates-Stiftung und Mastercard. Auch der aktuelle Weltbank-Chef und Agenda Contributor beim WEF, Ajay Banga, kommt aus Indien. Vorher war er Chef von Mastercard.
Auch Europa schaffte bereits 2016 die 500-Euro-Note ab und die EU-Kommission unter der Fuchtel von Ursula von der Leyen will sich generell vom Bargeld trennen. Und auch in der Schweiz geht der Kampf gegen das Bargeld weiter: Kürzlich sorgte der Entscheid der Gastrokette Wiesner für Empörung. Gäste können Essen und Getränke in den 34 Restaurants nur noch digital mit Karte oder App bezahlen. Zur Wiesner-Gruppe gehören unter anderem die Negishi Sushibar, das Miss Miu, das Nooch Asian Kitchen, das Outback-Lodge und der Burgerladen The Butcher. Die Restaurants sind in den Kantonen Zürich, Bern, Luzern, Zug und Basel verteilt. Einst begeisterte Gäste sind darüber alles andere als erfreut. «Von mir gibt es kein Geld, wenn ich nicht selbst entscheiden kann, wie ich bezahle», wird ein Gast zitiert. Und ein anderer findet, dass gehe nur solang gut, bis wieder einmal das Terminal ausfalle.
Laut der Boulevardzeitung Blick können mit der Bargeldabschaffung Kosten gespart werden. Wie verschiedene Studien zeigen, ist das genaue Gegenteil der Fall. Betreiber und Gäste zahlen durch zusätzliche Gebühren der App-Anbieter und Kartenbetreiber im Gegensatz zu Bargeld wesentlich mehr. Zudem zeigen Untersuchungen, dass Konsumenten mit Kreditkarten das Gefühl für das Geld verlieren und dabei um bis das Doppelte mehr ausgeben, als wenn sie mit Bargeld gekauft hätten. Dies dürfte nebst der Totalkontrolle ein weiterer Grund für den Angriff auf das Bargeld sein. (S-6) In der Schweiz ist die Initiative «Bargeld ist Freiheit» zustandegekommen. Der Bundesrat arbeitet nun einen Gegenentwurf aus. Bei diesem will er den ersten Grundsatz des Bundesgesetzes über die Zahlungsmittel gar in der Verfassung verankern. Wie dieser Entwurf in der Realität tatsächlich aussehen wird, ist noch ungewiss. Er soll bis Ende August 2023 ausgearbeitet sein.