Der Wahrheit verpflichtet
22. Februar 2025 - Paul Siegenthal

Oligarchie und Mainstream sind Geschwister

Paul Siegenthal
In einer Welt, in der Medien und Wirtschaft zunehmend miteinander verflochten sind, stellt sich die Frage: Wer kontrolliert eigentlich wen? Heute werden Medienpartnerschaften in erster Linie dazu genutzt, um öffentliche Meinung zu formen und wirtschaftliche Interessen zu schützen. Unser Kommentator beleuchtet die Mechanismen hinter der Fassade von Oligarchie und Mainstream und zeigt auf, warum Kontrolle über Informationen heute wichtiger ist denn je. – Ein Kommentar von Paul Siegenthal, lic. oec. HSG

Je einheitlicher der Medien-Mainstream, desto regulierter ist der Markt.

Viktorianisches Zeitalter. Ende des 19. Jahrhundert sorgte die Massenproduktion für tiefe Preise. Arbeit gab es in den Fabriken genug.

Konkurrenz ist mühsam. Doch wirtschaftlicher Wettbewerb ist mühsam. Er zwingt Hersteller Gewinne in Innovation zu stecken, statt in eine schöne Privatvilla. Also was tun? Man könnte ein Kartell bilden und die Preise absprechen. Gesagt, getan. Sirup, Käse, Beleuchtung, Ventile, Aluminium ... viele Preise wurden kartelliert. Aus dem Fabrikbesitzer wurde ein Herr mit Frack und Zylinder und statt ein Feierabend-Bier gab es bald einen Empfang am Hof.

Solche Kartelle haben eine fundamentale Schwäche. Die hohen Preise ziehen neue Konkurrenten an. Auch neigen Oligarchen dazu, dem einen oder anderen einen saftigen Rabatt zu gewähren ( « .. aber sag es niemandem»), was schnell ans Licht kommt. Der ehemalige Mitbewerber, den man schon früher nicht mochte, ist nun ein gehasster «Cartel Buster» (ein Kartellbrecher). Der Preiskampf entflammt erneut. Nein, so geht es nicht.

Der Staat schützt Kartelle. Kartelle funktionieren nur, wenn der Staat sie durchsetzt. Dazu muss man Verwaltung und Politiker kontrollieren. Die Verwaltung korrumpiert man, indem man ihr Mittel für die Kontrolle zur Verfügung stellt. Doch wie bringt man die Bevölkerung dazu, die eigene Ausplünderung durch höhere Preise zu akzeptieren? Der Schlüssel dazu ist die Kontrolle der Medien.

Medienpartnerschaften statt Journalismus. Die Medien machen natürlich nicht einfach so mit. Sie beanspruchen auch einen Teil des Kuchens. Dafür wollen sie alle mögliche Arten von «Benefits». Das sind zuerst einmal Inserate. Statt dem Metzger regelmäßig etwas Werbefläche für seine «gluschtigen Plätzli» anzudrehen, sind Werbepartnerschaften mit Großunternehmen wesentlich lukrativer. Der Staat füllt die Spalten mit halbseitigen Stelleninseraten für eine Assistenz des Facility Managers. Auch Schaltungen auf Job-, Verkaufs- und Immobilienplattformen, die diesen Medienhäuser gehören, sind willkommen. Dazu kommen noch die vielen Inserate der staatlich alimentierten NGOs.

PR inklusive. Als Gegenleistung gibt es dann Hausberichterstattungen für Politiker, die die Zusammenarbeit einfädelten (vor allem Linksgrüne). Die NGOs erhalten Publicity (Miss Schön, Botschafterin der NGO, hilft armen Afrikanern ...). Die NZZ präsentiert uns exklusiv blödsinnige Studien von Wirtschaftsunternehmen als Schleichwerbung.

Die Freitags-Pressekonferenz. Nur, wenn mal was gehörig daneben geht, dann hört man nichts. Bestenfalls werden die Hiobsbotschaften an einer Freitagabend-Presskonferenz schönfärberisch entsorgt. Am Montag ist dann alles wieder vergessen.

Die Geldgeber der Medien sind der Staat und wenige Großunternehmen. Diese sind nicht das Resultat der Globalisierung, wie uns in den Medien immer wieder erzählt wird, sondern die Folge der Kapitalkonzentration im Land.

Beamtenpartei. Eigentlich müssten die Linken dagegen Sturm laufen, doch sie sind längst keine Arbeiterpartei mehr, sondern eine Beamtenpartei, die fett vom Staat alimentiert wird.

Internet-Zensur. Auch die Medien haben ein Problem mit Konkurrenz. Konnte man sich diese früher noch mit teuren Druckereien vom Hals halten, ist das im Internet-Zeitalter schwieriger. Linke Shitstorms, Fake-News, Framing und Verunglimpfungen sind auf die Dauer auch nicht die Lösung. Auch hier muss der Staat wieder her: Hausdurchsuchungen, Wegweisungen, Prozesslawinen sind an der Tagesordnung und wenn es gar nicht anders geht, dann schlägt die Internetzensur (Kampf gegen Desinformation) zu.

Schein-Meinungsfreiheit. Damit schließt sich der Kreis. Die westlichen Demokratien sind heute Oligarchien in den Händen einer überschaubarer Anzahl Shareholder. Die Medienhäuser (in der Schweiz sind es Ringier, TX-Group und NZZ) sind das mediale Gegenstück dieser Machtkonzentration. Ihre Aufgabe ist eine freie Meinungsäußerung vorzugaukeln: Jeder kann sagen was er will, sofern es der selbsternannten Elite dient.

 

Lieber Leser, liebe Leserin sehen Sie es auch so wie unser Kommentator, dass der Mainstream-Journalismus und eine Art moderne Gattung von Oligarchen praktisch miteinander verheiratet sind? Oder haben Sie hier eine ganz andere Ansicht? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

 

© Bild: Paul Siegenthal (KI)

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