Der Wahrheit verpflichtet
07. April 2023 - Fabian Ramseyer

Osterfest: Ein kosmisches Drama

Fabian Ramseyer

Das Wort Ostern kommt vom heidnischen Frühlingsfest, benannt nach der sächsischen Götting Eostre oder Ostara, die nordische Form der syro-phœnizianischen Astarte. Wie viele weibliche Göttinnen stellte sie eine Facette der Mondgöttin dar. Bevor die Götter vermenschlicht, also anthropomorph wurden, verwendete man gemäß Überlieferungen Tiere, um Phänomene in der Natur zu beschreiben. So erklärte man sich im antiken Ägypten (damals «Kem») den Mond als Spiegelung der Sonne und das Sonnenlicht wurde unter anderem durch den (Mond-)Hasen gestohlen, welcher dann diesen Funken mit einem Sprung zum Mond brachte. Dieser Funken wurde auch oft als das goldene Ei der Sonne bezeichnet. Das Ei steht auch immer für Fruchtbarkeit und so wurden meist rote Eier für die Fruchtbarkeit des Frühlings und der Wiedergeburt der Sonne verschenkt. Dies hilft zu verstehen, wie es zum Hasen und dem Ei im Osterfest gekommen ist.

Der Zeitpunkt von Ostern ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, also nach der Frühlingssonnenwende, um den 21. März herum in unserem Kalender. Mit dem Verständnis über die Verbindung zur Mondgöttin ergibt auch dies Sinn. Der Vollmond steht für die mit dem Sonnenlicht schwangere Göttin, welche ihren Sohn am Tag der Sonne, am Sonntag, wieder gebiert. Dementsprechend geht es bei Ostern um die Wiederauferstehung des göttlichen Sohnes nach der Zeit des Niederganges. Dies steht sowohl für den Jahreszyklus der Sonne im Sinne eines kosmischen Dramas, als auch für die Niederkunft der Seele, des Göttlichen, des Heiligen Geistes in den Körper des Menschen, welcher vielfach als Grab der Seele oder auch als Unterwelt bezeichnet wird und die Wiederauferstehung der Seele am Ende des Zyklus. Der Ostermontag (Mond-tag) ist demnach der Tag, wo der Sieg des Göttlichen (Sonne) über den Tod oder das Körperliche (Mond) gefeiert wurde und so den Frühling in seiner vollen Kraft willkommen hieß.

Irgendwann wurden die drei «Festivals» des Todes im Christentum vor Ostern verlegt. So ist Jesus drei Tage im Grab bevor er am dritten, am Ostersonntag aufersteht. Gleichzeitig enden die sieben Tage der Karwoche, die mit dem Palmsonntag beginnen und die 40 Tage Fastenzeit, die am Aschermittwoch starteten. All diese Trauerfeste wurden im Christentum in die Jahreshälfte des Frühlings genommen, damit sie ihre Auflösung in den Festlichkeiten der Wiederauferstehung von Jesus Christus am Ostersonntag erfahren.
Weiter zurückliegend, also in den heidnischen Gebräuchen, waren diese Trauerzeiten in der anderen Hälfte des Jahres zu finden, nämlich im Herbst, wo die Sonne langsam in ihr winterliches Grab stieg.Die drei Tage im Grab finden sich in der Phase des Neumondes wieder, in welcher drei Tage lang in der Nacht kein Mond und somit kein Stellvertreter der Sonne sein Licht spendet.
Die Kar- oder Klagewoche, sind mit sieben Tage eine Wiederholung der heiligen Sieben. Die Zahl, die fast in jeder Religion eine zentrale Bedeutung inne hat. Dabei geht es darum, dass die sieben für das Göttliche im Materiellen steht. So wird in der Genesis in sechs Tagen alles Materielle geschaffen und am siebten ruht sich Gott aus und macht den Tag heilig.

Die 40 Tage sind eine weitere wichtige Zeitspanne. Auch hier geht es um die Reinkarnation der Seele, denn das Weizenkorn in Kem (Ägypten) brauchte 40 Tage nach der ersten Flutung der Felder, bevor es vom Samen zum Spross und zur Pflanze wurde. Der Fötus ist zirka 40 Wochen im Körper der Mutter, bevor das Kind auf die Welt gebracht wird. Unabhängig von unserem Glauben und unseren Überzeugungen ist die Osterzeit also zweifelsohne ein passendes Sinnbild für überaus wichtige Prozesse in jedem von uns und ein günstiger Zeitpunkt, sich Gedanken zu machen über die Zyklen der Natur und des Lebens an sich.

 

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