Der Wahrheit verpflichtet
22. März 2023 - Barbara Hagmann

Rettungspaket erzeugt Bankenkoloss

Barbara Hagmann
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News vom 22. März 2023

Pleiten, Pech und Banken. So könnte man das derzeitige Bankenchaos in den USA und in der Schweiz beschreiben. Zuerst kollabierte die kalifornische Silicon Valley Bank SVB und löste weltweite Schockwellen aus. Praktisch zeitgleich kenterte die New Yorker «Signature Bank». Letztere wird an die «Community Bancorp» verkauft und ist damit aus dem Schneider. Die Bank aus dem Valley hingegen ist vorerst geschlossen und steht unter staatlicher Kontrolle. Doch was genau ist passiert? Chefstratege Manuel Ferreira schreibt auf dem Blog der Zürcher Kantonalbank:

«Gründe dafür waren die durch die restriktive Geldpolitik hervorgerufenen Liquiditätsprobleme im hoch bewerteten Technologiesektor, vor allem im Krypto-Bereich, die seit längerem zu einem Vertrauensverlust bei Investoren beigetragen hatten. Dieser Vertrauensverlust führte bei den auf die Finanzierung von Technologieunternehmen spezialisierten Banken zu Liquiditätsabflüssen. Um größere Turbulenzen an den Finanzmärkten zu verhindern, wurde das sogenannte «Bank Term Funding Program» geschaffen, durch das zuvor ungesicherte Einlagen bei Banken geschützt werden sollten.»

Mit diesem Programm will man eine Kettenreaktion verhindern. In einer gemeinsamen Stellungnahme vom 15. März, versuchten die FINMA und die Nationalbank die Gemüter zu besänftigen und betonten:

«Dass aufgrund der aktuellen Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute bestehen.»

Kurze Zeit später muss der Rettungsring für die Credit Suisse ausgeworfen werden. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden ist. Wir haben beim Finanz- und Goldexperten Claudio Grass nachgefragt, wie er die aktuelle Lage beurteilt:

«Das ist erst der Anfang einer sehr unruhigen Phase. Das Problem wurde durch die Zentralbanken verursacht, welche die Zinsen gesenkt und die Finanzmärkte mit billigen Krediten über Jahrzehnte geflutet haben. Steigende Zinsen und das Reduzieren der Geldmenge führen somit zu einem weiteren Einbruch der Finanzmärkte. Das Finanzsystem wird weiter zentralisiert und die Großbanken gehen als Sieger hervor, weil sie «too big to fail» sind. Kleine Banken lässt man über die Klippe springen und leistet damit der Zentralisierung des Systems weiter Vorschub.

Aus diesem Grund sollten sich die Menschen möglichst aus dem Bankensystem herauslösen und in Sachwerte wie Rohstoffe und physische Edelmetalle investieren, die über kein Gegenpartei-Risiko verfügen oder ein Zahlungsversprechen darstellen.

Die Inflation wird auch zukünftig hoch bleiben und dadurch die Kaufkraft von Papierwährungen weiter schwächen. Wichtig ist zu verstehen, dass die Geldknappheit insbesondere in einem Schuldgeldsystem - niemals das Problem ist, sondern stets die Knappheit von Gütern und Dienstleistungen.

Folglich werden knappe Sachgüter und reale Vermögenswerte, die derzeit unterbewertet sind, am meisten davon profitieren und deren Besitzer vor künftiger Verarmung schützen. Nur Gold ist Geld alles andere ist Kredit!»

Zurück zur Credit Suisse: Die einstige Größe am Finanzplatz Schweiz muss jetzt aus dem Sumpf gezogen werden. Und zwar von dem Finanzinstitut, welches 2008 selbst vor dem Bankrott stand: der UBS. Staat und SNB griffen der Bank damals stark unter die Arme.

Die UBS übernimmt also ihre Konkurrentin für drei Milliarden Franken, was den Bankenriesen in eine noch übermächtigere Position in der Finanzbranche hievt. Ein weiterer Schritt also in ein zentralisiertes – und dadurch besser kontrollierbares – System. Darüber hinaus spannt die Schweizerische Nationalbank zusammen mit dem Bund einen gigantischen Rettungsschirm auf. Letzterer unterstützt den Kauf, indem er der UBS Garantien von bis zu 9 Milliarden Franken gesprochen hat. Zudem gewährt die Nationalbank der CS und UBS Liquiditätshilfen von total 200 Milliarden Franken. Um die Rettungsaktion aufzugleisen, greift die Regierung einmal mehr zum Notrecht.

Summa summarum wird ein Hilfspaket von 209 Milliarden Franken geschnürt. Auch wenn Bundesbern den Megadeal anders verkaufen will, ist und bleibt es eine Rettung durch den Staat. Wenigstens soll der Bund in Sachen Boni durchgreifen und streicht einen Teil davon. Es hagelte heftige Kritik als bekannt wurde, dass die krisengebeutelte CS am Geldsegen fürs Topmanagement festhalten wollte.

Immer wieder sorgten exzessive Boni im Bankensektor für Unmut. Der «Tages-Anzeiger» errechnete aus den Geschäftsberichten, dass die CS seit 2013 - zwar kumuliert - 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Topmanager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken an Boni kassierten.

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