Der Wahrheit verpflichtet
08. November 2023 - Patrick Castelberg

Smart sein bei Smart Metern

Patrick Castelberg
Immer mehr Smart Meter sollen installiert werden. Ist das ein Grund zum Jubeln oder sollte man doch genauer hinschauen?
Link zur Sendung
News vom 8. November 2023

Vielleicht haben Sie bereits eines oder allenfalls schon zwei davon, oder Sie haben zumindest erfahren, dass bei Ihnen eines installiert werden soll. Die Rede ist von intelligenten Messgeräten, Smart Meter genannt. Vielleicht ist Ihnen auch gar nicht bewusst, was solche Geräte in Ihrem Haus machen und daher kümmert es Sie nicht weiter. Aber: soll man die Installation dieser Geräte wirklich auf die leichte Schulter nehmen?

Wir wurden über eine Anzeige im regionalen Anzeige-Blatt – ein offizielles Publikations-Organ – darauf aufmerksam, dass der Gemeinderat unseres Geschäftsstandortes einen Kredit von fast einer halbe Million Franken bewilligt hat, dies zum Austausch der in die Jahre gekommenen Wasserzähler im Dorf. Eine Rückfrage bei der Gemeinde bestätigte die Vermutung: Ja, es wird Smart Meter geben. Weil ein großer Teil der alten Zähler ausgetauscht werden müsse, hätte man sich dazu entschieden, gleich smarte Geräte zu installieren. Auffällig ist jedoch: Der Ausdruck Smart Meter kommt in der Anzeige nicht vor, erst auf unsere Nachfrage hin wurde dies klar. Ein kurzer Blick auf die Website eines größeren Elektroversorgers der Region zeigt auch da: im Versorgungsgebiet sollen die alten Zähler in den Jahren 2024 bis 2028 komplett gegen smarte Büchsen ausgetauscht werden. Vor- und Nachteile gelten in etwa gleichwohl für Wasser-, Strom und auch Gaszähler der neusten Generation.

Aber wo ist denn das Problem, mag sich manch einer fragen. Denn, wie so oft klingen die Vorteile vielversprechend. Man wisse genauer, wann wie viel Strom zur Verfügung gestellt werden müsse, präzisere Abrechnungen seien möglich, manuelles Stromablesen würde entfallen und vieles mehr. Also, her mit den Dingern – oder doch nicht? Der Verein «Schutz-vor-Strahlung» hat bereits im Sommer 2021 einen äußerst informativen Artikel, den wir gerne unter der Sendung verlinken, verfasst. Darin werden die beiden größten Nachteile der Smart Meter beleuchtet. Einerseits das Strahlenrisiko, andererseits Gefahren beim Datenschutz. Die Smart-Meter-Verfechter wiegeln ab, dass Smart Meter für die Datenübertragung nur mit einem Bruchteil eines Smartphones strahlen würden. Sie versäumen es aber, zu erwähnen, dass dies mehrmals pro Minute geschehen kann, je nach Modell und Installationsweise. Zudem: wer will, kann WLAN und Smartphone in Eigenregie gezielt an- und ausschalten oder sogar Stromlosschaltungen einbauen lassen, damit im Haus nachts kein Strom mehr fließt. Smart Meter strahlen immer, ohne dass man Einfluss darauf hätte. Und auch in Sachen Datenschutz steht es nur mäßig gut um die modernen Geräte: aus den Messdaten kann sehr gut abgeleitet werden, wie viele Personen sich gerade im Haus aufhalten, welche Geräte wann zum Einsatz kommen und wann überhaupt jemand daheim ist oder eben auch nicht. Kurzum: wem Datenschutz und Elektrosmog egal sind, der braucht sich keine Sorgen zu machen.
Allen anderen seien unsere Links zum Thema wärmstens empfohlen. Je nachdem hilft es auch, proaktiv bei der Gemeinde oder dem jeweiligen Versorger vorstellig zu werden und die Bedenken anzumelden. Aber was kann man aktiv tun? Bei der «Aare Energie» wurden wir fündig. Im ebenfalls unter der Sendung verlinkten PDF kann man nachlesen, dass man einen Elektriker beauftragen könne, eine kabelgebundene Verbindung zu erstellen, dies natürlich zu eigenen Lasten. Und was, wenn man das Smart Meter gänzlich ablehnt? «Aare Energie» sagt dazu:

«Der Wunsch des Kunden, kein intelligentes Messsystem zu erhalten, wird gemäss Strom VV Art. 8a Abs. 3 ter respektiert. Mit der Ablehnung werden Ihre Messdaten nicht automatisch an das Datenverarbeitungssystem der a.en übermittelt. Ihre bereits installierten
Stromzähler (Smart Meter) müssen dazu nicht ausgewechselt, aber in der Regel 4 x jährlich vor Ort abgelesen werden. (...) Die dafür entstehenden zusätzlichen Kosten werden den Kunden verrechnet. Die
Ablehnung des Smart Meter ist mittels separatem Formular der a.en schriftlich zu melden.»

Die genannte Strom VV, also die Stromversorgungsverordnung, ist eine schweizweit gültige Verordnung und daher darf die Aussage wohl auch auf andere Situationen und Energieversorger übertragen werden. Wenn man sich mit dem Thema etwas befasst, fällt auf, dass immer erwähnt wird, dass allfällige Extrakosten vom jeweiligen Kunden zu tragen seien. Anders gesagt: wer nicht einfach schluckt, was ihm hingeworfen wird, muss blechen. Und: Könnte es sein, dass sich hier auch noch juristische Probleme anbahnen? Immerhin werden elektrosensible Menschen und jene, die Datenschutz hochhalten, gegenüber den Abnickern benachteiligt. Für uns ist klar, wir werden das fakultative Referendum ergreifen. Bei uns bedeutet das, knapp 160 Unterschriften zu sammeln und einzureichen. Dann muss der Gemeinderat nochmals über die Bücher beim Kredit für die geplanten smarten Wasserzähler.

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