Der Wahrheit verpflichtet
11. Oktober 2023 - Patrick Castelberg

Tempobeschränkungen mit dubiosen Beweggründen

Patrick Castelberg
Temporeduktionen mit bleibender Wirkung haben in der Schweiz eine Art Tradition. Und diese Tradition soll offenbar mit einer weiteren Tempo-Einschränkung auf den Autobahnen fortgeführt werden. Dies stößt begreiflicherweise nicht überall auf Begeisterung.
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News vom 11. Oktober 2023

So galt beispielsweise auf unseren Autobahnen bis ins Jahr 1985 eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Festgelegt wurde dieses maximale Tempo im Jahr 1977, denn das Nationalstraßennetz war genau für dieses Tempo ausgelegt. Was heute für Möglichkeiten bestehen würden, Stichworte modernere Autos sowie rigorose Kontrollen auf der MFK – quasi unser TÜV – kann sich jeder selbst denken. Die Grenze zieht wohl das Fahr-, Brems- und Reaktionsvermögen der Automobilisten, nicht die Technik.

Die früher geltenden 130 km/h wurden dann eben 1985 wegen dem angeblichen Waldsterben auf 120 km/h eingedampft. Ob die 10 km/h Reduktion irgendetwas gebracht haben, darf bezweifelt werden. Das Waldsterben, ein grünes Schreckgespenst, genau wie die Borkenkäfer-Plage, der saure Regen und wohl auch das Ozonloch. Und: Unseres Wissens haben wir hierzulande immer noch Wald, zumindest als wir heute Mittag nachgeschaut haben, war es noch so. Das reduzierte Tempolimit ist jedoch geblieben. Zeitgleich wie 130 km/h auf Autobahnen wurde außerorts ein Limit von 100 km/h eingeführt, welches bereits 1984 auf 80 km/h reduziert wurde. Im Jahr 1993 gab es eine Initiative, um Tempo 130 wieder zu erlauben und im Jahr 2014 war sogar Tempo 140 auf Autobahnen angepeilt. Beide Volksinitiativen sind, wie gerade gezeigt, im Sammelstadium gescheitert.

In eine ganz andere Richtung soll es nun gemäß Plänen des ASTRA, dem Bundesamt für Straßen, gehen. Im Mittelland soll flächendeckend und zielgerichtet Tempo 80 eingeführt werden. Dieses Limit soll jedoch nur zu Stoßzeiten – also temporär – gelten. Möglich sei dies, weil Autobahnen zunehmend mit elektronischen Anzeigen ausgestattet sind. Auch wenn der Grundgedanke gut erscheinen mag, die Vergangenheit hat uns anderes gelehrt. Dem Nationalrat Benjamin Giezendanner stoßen die ASTRA-Absichten sauer auf. Gemäß Tagesanzeiger befürchtet er, dass Automobilisten vermehrt auf Landstraßen ausweichen würden. Unumgänglich sieht er jedoch den angedachten Ausbau der Autobahn A1 auf sechs Spuren. Eine entsprechende Motion hat der Nationalrat bereits angenommen. Jeder, der gelegentlich tagsüber zwischen Genf und St. Gallen auf der A1 unterwegs ist, hat mittlerweile verstanden, dass Termine nur noch unter günstigsten Bedingungen pünktlich wahrgenommen werden können. Ob die für dieses Ausbau-Unterfangen budgetierten 5 Milliarden gut angelegt wären, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Schweiz in den vergangenen 11 Jahren um eine Million Bewohner angewachsen ist und nun Kurs auf 10 Millionen nimmt. Dies darf man nicht aus den Augen verlieren. Auch hier ist ein Hebel, an dem man ansetzen könnte. Immerhin hat das Schweizer Volk im Jahr 2014 die Masseneinwanderungsinitiative klar angenommen.

Und noch ein Schlussgedanke: Ob dieser geplante Tempo-80-Eingriff nicht sogar im Sinne der Agenda 2030 ist, nämlich den Individualverkehr zu erschweren, einzudämmen oder sogar abzuschaffen, muss sich erst noch zeigen. Würde das ASTRA das Höchsttempo auf Schweizer Autobahnen vollumfänglich und rund um die Uhr auf 80 km/h eindämmen wollen, gäbe es mit Sicherheit einen Aufschrei. Kommt es häppchenweise, protestiert der lahme Durchschnittsbürger nicht, oder einfach zu spät. Salamitaktik eben.

Weiterführende Links finden Sie wie üblich unterhalb der Sendung auf unserer Website. Und: morgen Donnerstag schalten wir um 19 Uhr den Polit-Talk mit dem vorhin erwähnten Nationalrat Benjamin Giezendanner auf.

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