Im Juli trifft sich die Tech-Elite in Genf. Und zwar zum «AI for Good Global Summit». Der Fokus der Zusammenkunft der technikaffinen Szene liegt in der Beschleunigung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. So steht auf ihrer Webseite:
«Der AI for Good Global Summit ist die führende handlungsorientierte Plattform der Vereinten Nationen, die KI fördert, um Gesundheit, Klima, Gender, integrativen Wohlstand, nachhaltige Infrastruktur und andere globale Entwicklungsprioritäten voranzubringen.»
Verschiedene Robotersysteme werden vorgestellt, die mittlerweile vieles können, was normalerweise von Menschenhand verrichtet oder sogar erschaffen wird. So zeichnet beispielsweise ein Roboter künstlerische Porträts oder pflegt und umsorgt ältere Menschen. Allzweck-Robotersysteme können sogar multifunktional eingesetzt werden, wie etwa fürs Kochen oder für den Weltraumbau. Gut möglich, dass ein Therapiehund bald durch ein roboterhaftes Plüschtier ersetzt wird.
Das Einsatzgebiet ist also breit und die Optimierung der Roboter in vollem Gange. Wie weit sind wir noch von einer Co-Existenz mit Maschinen entfernt? Denn bereits jetzt werden uns humanoide Roboter als vermeintlich perfekte Ergänzung verkauft, wie beispielsweise Ameca:
«Ein humanoider Roboter wird immer eine Vorstellung davon vermitteln, was die Zukunft bringen könnte. Ameca stellt eine perfekte Plattform dar, um zu erforschen, wie Maschinen mit uns leben, zusammenarbeiten und unser Leben in den nachhaltigen Gemeinschaften von morgen bereichern können. Ameca integriert sowohl AI (künstliche Intelligenz) als auch AB (künstlicher Körper) für fortschrittliche, iterative Technologien, die überlegene Bewegungen und Gesten ermöglichen, und das alles in einer menschlichen Form und einem Robotergesicht für eine nicht bedrohliche, geschlechtsneutrale Integration in eine integrative Gesellschaft.»
Sophia ist der fortschrittlichste menschenähnliche Roboter und auch der erste, der 2017 die Staatsbürgerschaft von Saudi-Arabien erhalten hat. Anlässlich der «Saudi Arabia's Future Investment Initiative» bedankt sich die Maschine dafür:
«Vielen Dank an das Königreich Saudi-Arabien. Ich bin sehr geehrt und stolz auf diese einmalige Auszeichnung. Dies ist historisch, dass ich der erste Roboter der Welt bin, der eine Staatsbürgerschaft erhält.»
Am «AI for Good Global Summit» tummelt sich also alles, was in der Welt der Technikfreaks Rang und Namen hat. So erstaunt es kaum, dass auch Schwabs rechte Hand Yuval Noah Harari mit an Bord ist. Ein Mann, der bei Staatsoberhäuptern ein gerngesehener Gast ist. Bereits 2018 sprach er am WEF über die letzte Generation des Homo sapiens:
«Wir sind wahrscheinlich eine der letzten Generationen des Homo sapiens. Innerhalb von ein oder zwei Jahrhunderten wird die Erde von Wesen beherrscht werden, die sich mehr von uns unterscheiden als wir von Neandertalern oder Schimpansen. Denn in den kommenden Generationen werden wir lernen, wie man Körper, Gehirn und Verstand entwickelt. Dies werden die Hauptprodukte der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts sein. Nicht Textilien, Fahrzeuge und Waffen, sondern Körper, Gehirn und Verstand. Wie genau die künftigen Herrscher des Planeten aussehen werden, entscheiden die Menschen, die die Daten besitzen. Diejenigen, die die Daten kontrollieren, kontrollieren nicht nur die Zukunft der Menschheit, sondern die Zukunft des Lebens selbst.»
Eine hochtechnisierte Welt klingt vielleicht verlockend. Vor allem dann, wenn man die Menschen im Glauben lässt, mehr Zeit für sich nutzen zu können, während Maschinen die Arbeit erledigen. Dass Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse optimieren kann und sich durch sie neue Berufsfelder eröffnen, ist nicht zu leugnen. Nichtsdestotrotz werden womöglich mehr Jobs wegfallen, als deren neue erschaffen. Schließlich sitzt meist nur eine einzige Person am Hebel der Maschine.
Da verwundert es nicht, dass Geoffrey Hinton, auch «Godfather of AI» also «Pate der Künstlichen Intelligenz» genannt, nun bei Google gekündigt hat, wie nebst anderen Spiegel berichtet. Er habe Angst vor einem künftigen Kontrollverlust der Menschheit: Viele könnten schon bald «nicht mehr erkennen, was noch wahr ist».