Der Wahrheit verpflichtet
31. März 2023 - Stephan Seiler

US-Dollar am Ende

Stephan Seiler
China, Brasilien und Kenia verabschieden sich vom US-Dollar und handeln in ihrer eigenen Währung. Auch Saudi-Arabien kehrt Washington den Rücken. Der Anfang vom Ende der US-Hegemonie?
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News vom 31. März 2023

Der US-Dollar konnte nur deshalb zur weltweiten Leitwährung werden, weil Rohöl seit dem zweiten Weltkrieg weltweit in US-Dollar abgerechnet wird. Deshalb wird er auch gerne als Petrodollar bezeichnet. Auch nur deshalb konnte sich die USA zur militärisch größten Macht entwickeln. Nun will sich China, der schärfste Handelskonkurrent, gemäß Medienberichten vom US-Dollar als Handelswährung verabschieden. Zusammen mit Brasilien einigte man sich am letzten Mittwoch darauf, den Handel künftig in der eigenen Landeswährung abzuwickeln: In Yuan und Real. Das Handelsvolumen zwischen den beiden BRICS-Staaten betrug 2022 mehr als 150 Milliarden US-Dollar. Seit 2009 ist China der wichtigste Handelspartner Brasiliens. Bisher war dies die USA.

Gemäß dem Nachrichtenportal Asia Financial habe China am letzten Mittwoch zum ersten Mal 65 Tausend Tonnen Flüssiggas aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit der eigenen Währung Yuan statt mit Dollar gekauft. Gestern wurde dann bekannt, dass Saudi-Arabien der Staatengruppe BRICS-Plus beitreten wird. Der bisher treueste Verbündete der USA will sich scheinbar ebenfalls von Washington trennen.

Auch das ostafrikanische Land Kenia, will gemäß Agenturmeldungen seine Geschäfte mit China nicht mehr in US-Dollar abwickeln. Der Zeitpunkt ist verdächtig: Xi Jinping hatte sich mit Wladimir Putin intensiv ausgetauscht, und zeitgleich hatte Moskau eine internationale «Russland-Afrika-Konferenz» veranstaltet. Das Tempo dieser Entwicklung, die im amerikanischen Raum als «De-dollarization» bezeichnet wird, scheint sich nun rasant zu beschleunigen.

Die Meldungen dürften dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden schlaflose Nächte bereiten. Deutschsprachige Medien ignorieren sie hingegen fast völlig. Die erste Reaktion aus US-Regierungskreisen kommt von Monica Crowley, der ehemaligen stellvertretenden Sekretärin für öffentliche Angelegenheiten des US-Finanzministeriums. Gegenüber FOX News Business spricht sie von einer katastrophalen Entwicklung. Wenn der Dollar den Status als Weltwährung verliere, würde dies sein Ende bedeuten. Zudem sagte sie:

«Wenn das passieren sollte, würde das globale Wirtschaftssystem, aber ganz sicher das amerikanische Wirtschaftssystem, komplett implodieren. Und dann hätten wir es mit einer gewaltigen Inflation zu tun, einer Inflation wie in der Weimarer Republik. Wenn Sie glauben, dass die Inflation jetzt schon schlimm ist, warten Sie nur ab. Aber noch wichtiger ist, dass wir unsere wirtschaftliche Vormachtstellung und unseren Supermachtstatus verlieren würden.»

Schon länger wird darüber spekuliert, ob China die USA als Weltmacht nicht bald ablösen könnte. Trotz des Handelskriegs ist China der zweitgrößte Gläubiger der USA, weil die Volksrepublik nebst Japan noch immer am meisten US-Staatsanleihen besitzt, obwohl sie im vergangen Jahr einen Großteil davon verkauft hat. Die westliche Sanktionspolitik gegen Russland dürfte den Entscheid der BRICS-Staaten wesentlich beeinflusst haben.

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