Der Wahrheit verpflichtet
10. Januar 2024 - Regina Castelberg

Swissveg-Präsident Renato Pichler darüber, warum sich niemand wirklich um unsere Gesundheit kümmert

Regina Castelberg

Es handelt sich hier um eine leicht gekürzte Version des Interviews mit Swissveg-Präsident Renato Pichler, das gesamte Interview als Video finden Sie hier. Sie finden unter diesem Link ebenso alle erwähnten Quellen unter dem Video.

Die Bearbeitung erfolgte durch Danièle Gallarotti als Spende für HOCH2.

 

Regina Castelberg

Renato, Du hast hier im aktuellen Veg-Info einen Beitrag geschrieben, der sehr ernüchternd ist. Thema: Wer kümmert sich um unsere Gesundheit? Tatsächlich hat fast keine Gruppierung ein Interesse an unserer Gesundheit. Bei Ärzten und Pharma ist das vielen Zuschauern wahrscheinlich bekannt und auch welche Schwierigkeiten hier zugrunde liegen. Möchtest du trotzdem noch kurz darauf eingehen warum Ärzte und Pharma nicht unbedingt die besten Ansprechpartner in Sachen Gesundheit sind?

 

Renato Pichler

Ja, gerne. Bei der Pharma ist es offensichtlich, sie lebt ja davon, dass die Leute krank werden, damit sie ihre Medikamente verkaufen können. Wenn alle Leute immer gesund wären, würde es keine Pharma brauchen. Und der Arzt lebt auch davon, dass die Leute ab und zu krank werden.Wenn alle gesund wären, dann hätte auch er kein Einkommen. Also leben eigentlich alle in der Gesundheitsindustrie davon, dass die Leute immer wieder krank werden.  Das ganze Gesundheitssystem würde zusammenbrechen, wenn die Leute gesund wären.

 

Regina Castelberg

Vielen Menschen ist diese Tatsache bewusst, warum vertrauen sie dem System immer noch nach wie vor? Wenn man sich schlecht fühlt, geht man oft sofort zum Arzt.

 

Renato Pichler

Ja, der Arzt ist eben die erste Ansprechperson, wenn es um Gesundheit geht. Man geht davon aus, dass er viel weiß. Er hat das studiert, sechs Jahre im Medizinstudium, also muss er den Körper kennen, muss wissen, was los ist, wenn der Körper nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Das Problem dort ist natürlich, dass der Arzt einen kranken Körper studiert hat. Er weiß genau, welche Symptome mit welchem Medikament behandelt werden sollen. Er hat auch sehr gut gelernt wie man einen Knochenbruch heilt und anderes. Aber ein Arzt weiß relativ wenig über den gesunden Körper und noch weniger über Prävention, weil das nicht in seinem Studium vorkommt.

Es gibt aber Ärzte, die sich weitergebildet haben. Die meisten jedoch, die eine Arztpraxis haben sind zeitlich so unter Druck, dass sie keine Zeit mehr haben, sich noch mit Prävention auseinanderzusetzen.

Regina Castelberg

Wie sieht es mit der Ernährung aus?

Renato Pichler

Ernährung ist nicht Bestandteil der Ausbildung von Medizinern, da gibt es ein spezielles Studium der Ernährungswissenschaften. Ein Arzt, der Ratschläge in Ernährung gibt, ist leider auch nur eine Laie, der das sagt, was er gerade gehört hat. Außer jene Ärzte natürlich, die sich persönlich weitergebildet haben.

Regina Castelberg

Jetzt habe ich im aktuellen Veg-Info gelesen, dass auch die Krankenkassen nicht unbedingt interessiert sind an der Gesundheit der Menschen. Das ist schwer zu begreifen für jemanden, der sich damit nicht beschäftigt hat.

Renato Pichler

Ja, das ist eine etwas komplizierte Geschichte. Jeder Mensch bezahlt Krankenkassenprämien unabhängig davon, ob er krank oder gesund ist. Die Krankenkassen ihrerseits müssen natürlich bezahlen, wenn jemand krank wird.  Je mehr Kranke in einer Krankenversicherung sind, desto mehr bezahlen die Kassen logischerweise.

Damit die Krankenversicherungen ihre gesetzliche Bestimmung erfüllen können und in keinen Bezahlungsnotstand kommen, hat die Regierung einen politisch gewollten Risikoausgleich geschaffen.

Das heißt, wenn eine Krankenkasse weniger Risiko-Patienten hat und weniger bezahlt, und eine andere, die zum Beispiel eher ältere und kränkere Leute hat, mehr bezahlen muss, wird dieser Umstand mit dem Risikoausgleichgesetz ausgeglichen.

Dieses Ausgleichgesetz wurde letztlich auch dafür geschaffen, dass die einzelnen Versicherungskassen sich nicht nur auf möglichst junge, gesunde Menschen, sprich hauptsächlich Männer, spezialisieren.

Mit dem Risikoausgleichsgesetz werden jetzt jene Krankenversicherungen bestraft, wenn sie die Menschen dazu auffordern, sich gesund zu ernähren und sich eine gesunde Lebensweise mit Bewegung und Sport anzueignen. Denn diese Menschen werden die Krankenkassen weniger belasten, was dazu führt, dass diese Krankenkassen den anderen mit den kränkeren Kunden den genannten Ausgleich bezahlen.

Regina Castelberg

Das ist in der Tat eine Perversion im Sinne einer Verdrehung. Man würde eigentlich erwarten, dass die Krankenkassen an möglichst gesunden Menschen interessiert sein sollten. Durch einen politischen Kniff wurde das jetzt wie umgedreht. Die Politik, so würde man denken, sollte auch an gesunden Bürgern interessiert sein. Jedoch schreibst du in deinem Artikel, dass dies eine naive Vorstellung sei.

Renato Pichler

Ja, der Bund sagt selbst, dass 80 % der Gesundheitskosten, die wir in der Schweiz haben, vom Lebensstil der Menschen abhängt. Die meisten Kosten könnten vermieden werden, wenn die Menschen sich gesünder ernähren würden.

Wenn man politische Debatten über steigende Gesundheitskosten verfolgt, so muss man feststellen, dass leider nicht über gesunde Ernährung oder andere prophylaktische Gesundheitstipps gesprochen wird. Das ist auffallend, denn über 80 % der Menschen wären doch so positiv beeinflussbar. Es scheint fast so, als wäre Eigenverantwortung in unserem Gesundheitssystem nicht erwünscht.

Der Bund sagt zum Beispiel, dass in der Schweiz dreimal mehr Fleisch gegessen wird als gesund wäre, gleichzeitig subventioniert er aber die Fleischwerbung jedes Jahr mit rund sechs Millionen Franken!

Er macht eigentlich das Gegenteil von dem, das er machen sollte. Das ist schon irritierend. Das Bundesamt für Gesundheit sollte für die Gesundheit zuständig sein und ein großer Teil unserer Gesundheit hängt von der Ernährung ab. Das ist unbestritten. Dennoch ist das Bundesamt für Gesundheit nicht für die Ernährung zuständig in der Schweiz, das macht heute das Bundesamt für Veterinärwesen.

Seit ein paar Jahren also gibt es dieses Amt, genannt BLV, das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Ich habe nachgefragt, weshalb das jetzt so ist und die Begründung war, dass bei tierischer Ernährung viel mehr gesundheitliche Probleme auftreten würden als bei pflanzlicher Ernährung. Im BLV würden Milchprodukte, Fleisch, Eier speziell kontrolliert, weil diese Nahrungsmittel am meisten Krankheiten mit verursachen.

Auch übertragbare Krankheiten wie Salmonellen zum Beispiel sind recht bekannt. Die kommen alle aus den Ställen, und deshalb wollen sie das im gleichen Bundesamt haben, dass sie das Problem quasi vom Stall bis auf den Teller in einem Bundesamt konzentriert haben.

Das Bundesamt für Veterinärwesen ist für die Tierhaltung in der Schweiz zuständig und hat sehr enge Beziehungen zu den Bauern. Und da wäre es natürlich seltsam, wenn das Bundesamt für Veterinärwesen plötzlich sagen würde, kauft lieber beim Gemüsebauern.

Regina Castelberg

Dazu gibt es bei unseren Zuschauern bestimmt verschiedene Meinungen. Ich denke aber, dass wir einer Meinung sind, dass es für Fleisch keine Werbung bräuchte, wie es für einen Apfel auch keine Werbung braucht, wenn man überzeugt ist, dass etwas gesund ist.

Du, Renato, bist ein Vertreter der pflanzlichen Ernährung.

Jetzt wird für Fleischwerbung Steuergelder verpufft. Das Geld könnte wirklich für interessantere Projekte verwendet werden. Nun, die Schweizer Politik mit ihren Verflechtungen, hat noch andere, sagen wir globale Interessen. Schauen wir zur WHO, die sich nicht wirklich um die Gesundheit kümmert. Auch dazu hast du etwas in deinem Artikel geschrieben.

Renato Pichler

Ja, die WHO war früher als Gesundheitsorganisation gedacht, wo die einzelnen Länder ihre Beiträge bezahlen, dass sie völlig unabhängig international für die Gesundheit der Weltbevölkerung agieren können. Mittlerweile hat sich das leider stark geändert in den letzten Jahren oder Jahrzehnten.

Im Moment ist es so, dass rund 10 % der Einnahmen der WHO von Mitgliedstaaten kommen, es sind quasi Pflichtbeiträge, die sie bezahlen müssen. Der Rest, also fast 90 %, sind freiwillige Beiträge. Zum allergrößten Teil kommen die Gelder von privaten Organisationen und das macht die WHO natürlich abhängig von den Geldgebern, so kann sie nicht mehr unabhängig sein. Das Geld fließt nur dann, wenn die Geldgeber damit einverstanden sind.

Das sehen wir klar beim Beispiel Corona. Die Hauptsponsoren der WHO sind momentan die Bill-Gates -Stiftung und der zweite Hauptsponsor ist die GAVI, die Impfallianz, ansässig in der Schweiz, die auch von der Gates-Stiftung gegründet worden ist. Die haben sehr großen Einfluss. Das Ehepaar Gates mit ihrer Stiftung hat nicht Medizin studiert. Melinda und Bill Gates haben auch keine Ahnung, weder von gesunder Ernährung, noch von Gesundheit allgemein. Sie fördern sehr stark die Impfung weltweit und das sieht man offenkundig auch bei dem, was die WHO gemacht hat.

Die WHO jedoch weiß, dies wurde in ihren eigenen Publikationen dargelegt, dass ein gesunder Körper mit intaktem Immunsystem gegen Infektionskrankheiten sehr wichtig ist. Sie proklamiert gesunde Ernährung, wenig Alkohol, wenig Tabak und viel Bewegung. Aber alle anderen Themen, die genauso wichtig wären, wurden von der WHO nicht erwähnt.

Regina Castelberg

Du bist, wie ich so heraus höre, kein Fan von dem Ehepaar Gates. Warum siehst du die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung so kritisch?

Renato Pichler

Ich finde es grundsätzlich kritisch, wenn ein Ehepaar so viel Einfluss hat.

Sie haben schon Tausende von Studien finanziert, des Weiteren unterstützen sie sehr viele Universitäten. Logischerweise wird somit die Wissenschaft dahin gehend beeinflusst, dass geforscht wird, was gewollt ist, und nicht was notwendig wäre. Außerdem verfälscht diese Tatsache das Bild einer neutralen Wissenschaft.

Regina Castelberg

Kommen wir zu einem anderen Thema. Wir bleiben bei einer Organisation, und zwar bei einer Organisation, die du betreust. Es geht um das V-Label, das 1996 gegründet wurde. Jetzt ist es nämlich interessant, über Labels zu sprechen, weil man über Labels viel hört. Beispielsweise: das stimmt doch alles nicht, das wird eh’ nicht überprüft. Labels gibt’s nur, damit es sich besser verkauft etc. Du Renato betreust dieses Label jetzt schon sehr lange. Ist es wirklich nur so: Label drauf drücken und weg?

Renato Pichler

Es gibt natürlich mittlerweile viele Labels, auch viele, die rein kommerziell sind. Das V-Label ist aus der veganen Bewegung entstanden. Wir haben gesehen, dass die Produkte nicht richtig deklariert werden und man nicht vertrauen kann, was auf den Packungen steht. Deshalb haben wir ein eigenes Label entwickelt, das wirklich vertrauenswürdig ist. Wir haben eigene Experten, die das kontrollieren und die sehr genau kontrollieren. Wir schauen nicht nur auf die Zutatenliste, sondern auch auf die jeweiligen Hilfsstoffe zur Verarbeitung, die nicht deklariert werden und letztendlich schauen wir, wie das Ganze produziert wird. Wir werden immer wieder gefragt, ob man nicht auch Fairtrade, Bio oder andere Dinge reinnehmen könnte. Das haben wir aus dem Grund nicht gemacht, weil das extrem schwierig wäre für uns, seriös zu kontrollieren. Wir beschränken uns nur auf einen relativ kleinen Bereich. Dass das Produkt pflanzlich ist oder zumindest vegetarisch, das kontrollieren wir dafür sehr seriös. Alles andere wäre nicht verantwortungsvoll.

Regina Castelberg

Das V-Label ist mittlerweile das erfolgreichste Label weltweit in diesem Bereich! Der grüne Punkt steht für vegetarisch, der gelbe Punkt für vegane Produkte. Warum ist jetzt dieses Label auch interessant für Nicht-Veganer, Nicht-Vegetarier?

Renato Pichler

Es gibt viele Leute, die Probleme mit gewissen tierischen Produkten haben, zum Beispiel Laktoseintolerant sind oder mit Tierprodukten generell ein Problem haben. Es ist aber kein Allergen-Label, weil es Spuren von Allergenen drin haben kann. Das kontrollieren wir nicht und garantieren wir auch nicht, weil es nach wie vor noch viele Produktionsstätten gibt, die beides produzieren, vegane und nicht vegane Produkte. Das V-Label ist auch hilfreich für religiöse Gruppierungen, beispielsweise für Juden oder Moslems, die kein Schweinefleisch konsumieren. In unseren Produkten ist garantiert kein Schweinefleisch drin! Auch Brote mit unserem V-Label sind garantiert frei von Schweineborsten oder anderen tierischen Substanzen.

 

Regina Castelberg

Auch ein sehr interessantes Thema sind die Insekten. Viele Leute haben mich kontaktiert, weil wir bereits über diese Insekten und die Zucht von Insekten berichet haben, neu sind auch Grillen dabei. Wie steht ihr mit eurem V-Label dazu?

Renato Pichler

Die Bezeichnung pflanzenbasiert ist auf dem Markt nicht deklariert, es gibt keine Definition dafür. Theoretisch könnten Insekten drin sein. Seit 23 Jahren ist die ISO daran eine Definition zu erarbeiten, was pflanzenbasiert heißen soll. Sie sind sich immer noch nicht einig, die eine Partei möchte nichts Tierisches drin haben und die andere sagt, 5 % das ist ja nicht schlimm, ist ja immer noch pflanzenbasiert.

Wenn vegan draufsteht, ist es schon etwas anderes. Allerdings ist die Schweiz ist eines der wenigen Länder, das per Gesetz vorschreibt, dass in einem veganen Produkt auch nichts Tierisches drin sein darf. Das ist in anderen Ländern nicht so. Und auch andere Labels, die für vegan oder vegetarisch stehen, können tierische Substanzen enthalten. Das V- Label aber garantiert, dass keine tierischen Bestandteile drin sind.  Grundsätzlich gilt für beides, vegan oder vegetarisch, dass keine tierischen Bestandteile drin sein dürfen. Beim veganen Label gilt zusätzlich, dass keine Milchprodukte oder Honig oder Ei drin vorkommen dürfen.

Regina Castelberg

Kann man also allgemein sagen, dass bei vegetarischen Produkten keine Tiere drin sind und beim veganen Label sind somit auch keine Tierprodukte wie Honig, Ei etc. drin?

Renato Pichler

Ja, das kann man so vereinfacht zusammenfassen. Die Ausscheidungen von Tieren sind beim Vegan-Label auch nicht drin.

Regina Castelberg

Ebenso kontrovers ist auch das Thema Laborfleisch. Es wird immer aktueller. Würde auf einem Laborfleisch-Produkt ein V-Label stehen?

Renato Pichler

Nein, da dieses kultivierte Fleisch, so wird es genannt, zwar technisch hergestellt, aber ursprünglich aus einer tierischen Zelle stammt. Also ist es mehr oder weniger echtes Fleisch, das man auch von der Zusammensetzung her nicht mehr unterscheiden kann von echtem Fleisch und Fleisch ist per Definition kein veganes und auch kein vegetarisches Produkt, also kommt dort kein V- Label drauf.

Regina Castelberg

Die Kriterien des V-Labels werden also strikt eingehalten und es gibt keine Ausnahmen. Was ich auch schon gelesen habe, ist, dass dieses Laborfleisch durchaus auch Tierleiden verursacht und zwar im Frühstadium der Entwicklung. Ist das korrekt?

Renato Pichler

Ja, das stimmt. Die Entwicklung des Laborfleisches wird noch von einzelnen Firmen geheim gehalten, da sieht man nicht genau rein, aber es ist klar, dass in dieser Phase schon einiges passiert ist. Das war aber bei den meisten Produkten so. Mittlerweile sind die meisten Hersteller von dem weggekommen, sie entwickeln jetzt kultiviertes Fleisch mit pflanzlichen Zutaten, vor allem mit pflanzlicher Nährlösung, die sie brauchen, damit sich die Zellen teilen. Früher war noch Kälber-Lab drin. Die Herstellung des Kälber-Lab ist jedoch sehr problematisch, da sie den Tieren viele Qualen bereitet.

Übrigens wird diese kostspielige Verfahrensweise heute noch bei der Pharmaindustrie täglich eingesetzt, um ihre Medikamente herzustellen. Die Hersteller von kultiviertem Fleisch wollten es anfangs einfach übernehmen. Aber das Laborfleisch wäre zu teuer geworden. Dieses Produkt hätte niemand gekauft.

Regina Castelberg

Vom Laborfleisch noch mal kurz zurück zum Label. Kürzlich habe ich eine Studie gelesen, dass einige Produkte besser zu verkaufen sind, wenn nicht vegan draufsteht, sondern wenn zum Beispiel nur nachhaltig oder pflanzenbasiert steht. Was bedeutet nachhaltig und pflanzenbasiert?

Renato Pichler

Pflanzenbasiert bedeutet im Moment gar nichts, es ist nicht definiert. Vegan würde theoretisch etwas bedeuten, aber das ist von Land zu Land verschieden. Ja, die Studie kenne ich auch. Es ist eine amerikanische Studie und sie zeigt, dass die veganen Produkte abschreckend auf Fleischkonsumenten wirken. Die Europäer gehen anders mit den jeweiligen Begriffen wie pflanzenbasiert, vegan etc um.

Das V-Label ist ein Gütesiegel und schreckt genauso wenig ab wie ein Bio-Label. Grundsätzlich schrecken die Labels weniger ab als einfach nur das Wort vegan.

Regina Castelberg

So gesehen sind diese Labels wirklich eine sinnvolle Einkaufshilfe für Menschen, die vegan oder vegetarisch leben, aber auch für Menschen mit Allergien, sowie für Menschen mit religiösen Gründen.

Eine anderes interessante Thema sind hoch verarbeitete Lebensmittel, die angeblich viel Chemie enthalten. Du hast darüber einen Artikel geschrieben. Könntest du uns kurz zusammenfassen, worum es geht?

Renato Pichler

Unter hoch verarbeiteten Produkten, die auch Ultra processed food genannt werden, verstehen wir Produkte mit einer langen Zutatenliste. Diese Ultra-processed-food-Produkte findet man vor allem in der Fleisch-Industrie. In Amerika gibt es eine Marketing-Firma, die solche Produkte mit großem finanziellen Aufwand pusht. Diese Firma rät den Menschen, lieber natürliches Fleisch zu kaufen, als Fleisch-Alternativen. Der Firma geht es aber nicht um die Gesundheit der Menschen. Vorher entwarf sie Werbung für Tabak und Zigaretten und dem damit verbundenen Lifestyle.

Aber was heißt überhaupt Fleisch-Alternative? Nehmen wir zum Beispiel Tofu. Tofu hat keine lange Zutatenliste, das gleiche gilt für andere Fleisch-Alternativen.

Regina Castelberg

Da gibt es auch keine Beweise, dass vegane oder vegetarische Lebensmittel mehr Chemie drin hätten als andere hochverarbeitete Lebensmittel mit tierischen Produkten. Das ist eine reine Propagandaidee, dass die sich unterscheiden würden.

Renato Pichler

Alle verarbeiteten Lebensmittel enthalten wahrscheinlich gleich viel Chemie. Ja, ich würde aber das Wort Chemie nicht verwenden, weil im Grunde alles aus Chemie besteht.Beim Fleisch muss nicht alles deklariert werden. Dass es Hormon behandelt ist, steht zum Beispiel nirgendwo auf der Verpackung, auch nicht, wenn Antibiotika eingesetzt wurde. In der Gastronomie gibt es die Deklarations-Pflicht für importiertes Fleisch. In der Schweiz darf man Fleisch, das Antibiotikarückstände beinhaltet, theoretisch nicht verkaufen. Da gibt es ein paar Richtlinien, die möglicherweise nicht überall gleich eingehalten werden. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass alle ungesunden Stoffe letztendlich in die Umwelt gelangen.

Regina Castelberg

Zum Schluss möchte ich noch auf etwas Interessantes eingehen, das du auch in deinem Beitrag erwähnt hast. Es geht um Menschen, die Covid hatten und behandelt wurden. Es waren etwas über 30’000 in drei Jahren, die hospitalisiert wurden. Es gibt da noch einen interessanten Vergleich. Den möchte ich gerne aufgreifen.

Renato Pichler

Die Universität Luzern hat eine Studie gemacht, in der recherchiert wurde, wie viele Menschen in der Schweiz durch die Einnahme von Medikamente krank werden. Medikamente, die vom Arzt empfohlen wurden. Es sind über 30'000 Menschen, die jedes Jahr ins Spital eingeliefert werden, und ich glaube, 5000 sterben daran, dass sie Medikamente eingenommen haben.

Dies erscheint aber nirgendwo in der Statistik des Bundes. Das Bundesamt für Statistik hat das nicht auf ihrer Homepage. Und zum ersten Mal wurden diese Zahlen überhaupt eruiert. Ich bin froh, dass die Universität Luzern diese Studie gemacht hat, weil wir so einen Vergleich ziehen können zwischen den eingelieferten CovidErkrankten, die in den letzten 3 Jahren ungefähr die gleiche Anzahl darstellten wie die Menschen, die in einem Jahr an den Nebenwirkungen von Medikamenten hospitalisiert wurden.

Regina Castelberg

Eine fragwürdige Tatsache, die zum Denken anregt. Wir hoffen, dass Sie liebe Zuschauer nach diesem Gespräch bessere Entscheidungen in Bezug auf Ihre Gesundheit treffen können.

Ich danke dir Renato ganz vielmals für die Auskünfte. Das war sehr spannend. Ich danke Ihnen fürs Zuschauen und auf Wiedersehen bei Hoch2.

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